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Das große Lachen

Venus Williams besticht bei ihrem Sieg im Finale von Wimbledon erst mit gutem Spiel, dann mit guter Laune

WIMBLEDON taz ■ Es war ein Freudenschrei mit einer Botschaft. Als Venus Williams nach ihrem 6:3, 7:6 (7:3)-Sieg im Endspiel des Wimbledon-Turniers gegen Vorjahressiegerin Lindsay Davenport gewonnen hatte, sagte sie mit ihrem Jubel auch, dass Tennis kein Sport mehr ist, der nur wenigen vorbehalten ist. „Die Botschaft war laut und deutlich: „Tennis ist ein Spiel für alle“, befand gestern die Sunday Times.

Dabei geht es nicht einmal so sehr um die Hautfarbe. Venus Williams ist nicht die erste schwarze Spielerin, die den Titel im Frauen-Einzel gewonnen hat. Vor ihr schaffte das bereits Althea Gibson zweimal (1957 und 1958), und bei den Männer war Arthur Ashe 1975 gegen Jimmy Connors erfolgreich gewesen. Die neue Siegerin des berühmtesten und traditionellsten Tennis-Turniers zeigte vielmehr, dass man, auch wenn man aus bescheidensten gesellschaftlichen Verhältnissen stammt, im Tennis erfolgreich sein kann.

Ganz ohne Hilfe konnte das die 20-jährige Amerikanerin, die aus dem heruntergekommenen Viertel Compton in Los Angeles kommt, nicht schaffen. Ihr entscheidend zur Seite stand Vater Richard Williams, der die stereotypen Vorstellungen von Tennis-Eltern zum Teil bestätigte, zum Teil sprengte. Er brachte Venus und ihrer zwei Jahre jüngere Schwester Serena die Entschlossenheit bei, die für Siege im Tennis nötig ist. Zusammen mit Coach Rick Macci triezte er seine Töchter auf den Plätzen, doch dann hielt er sie zurück.

Richard Williams hatte gelernt aus den Karrieren von Tennissternchen wie Andrea Jäger, die als 15-Jährige den Tenniszirkus betreten hatte, das Endspiel in Wimbledon erreichte, doch ausgebrannt den Sport mit 18 Jahren wieder verließ. Venus Williams nahm erst an den US Open teil, als sie 17 Jahre alt war – gegen den Willen des Vaters, der auch das noch zu früh fand. Als Ungesetzte erreichte sie das Endspiel, zwei Jahre später gewann Serena dieses Turnier.

Neben Entschlossenheit kommen bei Venus Williams (und ihrer jüngeren Schwester) noch weitere charakterliche Eigenschaften hinzu: Selbstsicherheit und Überzeugung. Ihr Abendkleid für den Champions-Ball hatte sie schon vor Turnierbeginn gekauft. Untypisch im coolen Tennissport auch ihre Lebensfreude außerhalb des Platzes. Nach dem Matchball stieg sie durch die Zuschauerreihen auf dem Centre Court, um Vater und Schwester zu umarmen. Später erklärte sie ihre ansteckende gute Laune: „Ich möchte mich im Leben nicht zurückhalten. Ich möchte keine Feier und kein Lachen verpassen.“ Und mit einem Lachen presste sie die Schale an sich, als wollte sie sagen, dass ihr die Trophäe gehört – nicht nur dieses Jahr, sondern auch in den kommenden Jahren. Und dann sorgte sie für den größten Lacher unter den über 14.000 Zuschauern: „In meinen Augen ist die Schale schöner als die Trophäe für die Männer.“

Dass ihr und der jüngeren Schwester dank ihrer Athletik und ihrer Kraft die Tennis-Zukunft gehört, deutete Venus Williams in dem guten, manchmal auch spannenden, aber nicht herausragenden Endspiel an. Sie schlug härter auf als Andre Agassi und hielt ihre Gegnerin mit kraftvollen Schlägen an der Grundlinie. In den Augen der Puristen war es nicht immer schön anzusehen, aber es war erfolgreich. Und damit hielt sie sich an ein Motto, welches den Amerikanern immer schon zugeschrieben wird: Dass Siegen das Einzige ist, was zählt. CLEMENS MARTIN

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