: Blick durchs Schlüsselloch
Schule, Jugend, Berufsbildung bekommt wieder den größten Etat. Gespart wird im kommenden Jahr trotzdem ■ Von Sandra Wilsdorf
Noch nicht ganz, aber fast 100 Tage ist Schulsenatorin Ute Pape (SPD) nun im Amt: Heute sind es 97 Tage und das nahm sie zum Anlass, gestern nicht nur den Haushaltsentwurf der Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung (BSJB) vorzustellen, sondern auch eine erste Bilanz zu ziehen. Die enthielt vieles, was heutzutage so gern bemüht wird: „Bildung und Qualifikation sind der Schlüssel zu Hamburgs Zukunft“ zum Beispiel. Der Etat der BSJB ist denn auch mit knapp vier Milliarden Mark der größte Einzeletat der Stadt.
Schlüssel Nummer eins: Neue Medien. Wie im Vorjahr gibt es wieder 6,4 Millionen Mark für Computer an allgemein bildenden Schulen. Jede Schule erhält außerdem Fortbildungsangebote, eine Projektagentur am Landesmedienzentrum unterstützt die Pädagogen dabei. Außerdem hat die Senatorin ihre Behörde beauftragt, Konzepte zu entwickeln, wie Computer an den Schulen betreut werden können.
Schlüssel Nummmer zwei: Eigenverantwortlichkeit. Selbstständigere Schulen sollen vor Ort mit Fantasie und selber ausgewählten, statt wie bisher zugeteilten, LehrerInnen ihre Konzepte umsetzen. Schlüssel Nummer drei: Kooperationen zwischen Schulen und Betrieben – als „Chancen zur Verbesserung der individuellen Leistungsförderung, aber auch für die Wirtschaft und die Stadt insgesamt“, sagt Pape.
Sie will „weiter innovative Wege“ beschreiten und hält Hamburg immer noch für eine attraktive Adresse für LehrerInnen. Zu der Zwangsteilzeit für junge Lehrer sagt sie: „Nach wie vor halte ich es für richtig, wenn vier statt drei junge Beamte heute durch eine auf wenige Jahre beschränkte Einstellungszeit in Lohn und Brot kommen“.
Beim Thema gestrichene Altersermäßigung beschwichtigt sie, man würde sie denen, die sie schon haben und über 61 sind, doch lassen. Was sie nicht sagt: Den 55- bis 60-Jährigen nicht. Sie verweist auf das Altersteilzeitmodell, bei dem LehrerInnen über 58 für 83 Prozent Gehalt nur 60 Prozent arbeiten. Zu der Kritik, dass Teilzeitkräfte davon ausgeschlossen sind, sagt sie: „Erst müssen wir das Gesetz beschließen, dann kann man diskutieren.“
Aber Pape ist auch Senatorin für Jugend: da ist ihr zentrales Anliegen, „Kita 2000“ vorzubereiten. Für das neue Konzept zur Kindertagesbetreuung verspricht sie: „Vorteile werden alle Beteiligten genießen.“
Zum Thema Jugendhilfe und Jugendarbeit kündigt die Senatorin eine Infokampagne für eine gewaltfreie Erziehung an. „Bei Kinder- und Jugendarbeit wird nicht gespart“, sagt sie. Bei Familienarbeit schon: Drei Millionen Mark sollen bei Hilfen zur Erziehung gestrichen werden: „durch noch zu vereinbarende Maßnahmen“. Man spreche mit den Trägern. Anrufe beim Diakonischen Werk und im Rauhen Haus ergaben: Davon ist nichts bekannt.
Und dann kommen noch die 100.000 Mark der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in die Kasse. Weil die GEW vergangene Woche zu einem Lehrerstreik aufgerufen hatte, hat die Behörde zwei Zwangsgelder verhängt und besteht auf sofortige Vollstreckung. Die Konten der GEW bleiben gesperrt.
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