: Horst Mahler als Hitlers später Helfer
Der Ex-RAF-Mann Mahler kämpft mit dem Veteranen der Waffen-SS Schönhuber für das Verbot aller Parteien
BERLIN taz ■ Horst Mahler, zur radikalen Rechten konvertierter RAF-Terrorist, hat sich selbst eine neue politische Mission auferlegt. „Eine deutsche Nationalversammlung muss einberufen werden“, forderte Mahler gestern bei der Vorstellung des Buches „Schluss mit deutschem Selbsthass“, das er gemeinsam mit dem Waffen-SS-Veteranen und ehemaligen Republikaner-Vorsitzenden, Franz Schönhuber, verfasst hat.
Im Hotel „Alsterhof“ in Berlin bekräftigten Schönhuber und Mahler ihren Anspruch auf die Meinungsführerschaft im rechtsextremen Spektrum. „Die Rolle des Vordenkers würde mir zusagen“, betonte der 77-jährige Schönhuber.
Rechtsanwalt Mahler erläuterte seinen „Traum vom Deutschen Reich als selbstbewusster Nation“. Das Grundgesetz und die Demokratie seien den Deutschen „nach der völkerrechtswidrigen Verhaftung der deutschen Reichsregierung 1945 von den Besatzermächten aufgezwungen worden“. Ein „deutsches Recht“ müsse daher von einer Nationalversammlung erlassen werden. Diese werde sich „ähnlich wie 1989 in den mitteldeutschen Gebieten“ aus runden Tischen konstituieren.
In der von Mahler entworfenen „neuen Reichsordnung“ sollen politische Parteien verboten werden. Lediglich für eine „Übergangszeit“ werde eine „parlamentarische Filiale“ eingerichtet, so Mahler. „Ich trete für ein monarchistisches Modell ein.“
Gleich 1968 sieht Mahler eine „weltweite revolutionäre Phase“ anbrechen. Bei jungen Menschen spüre er eine starke Sehnsucht nach der NS-Vergangenheit. „Hitler ist dort eine Idolfigur.“ Diese Haltung dürfe man nicht verteufeln, sondern müsse vielmehr „nach dem Körnchen Wahrheit suchen“.
Mahler fiel gestern abermals durch extremen Antisemitismus auf. „Das Weltjudentum musste herausgefordert werden, Hitler hat es nur auf die falsche Art getan“, sagte er. Judaismus sei göttlich gepredigter Völkermord. „Die Juden selbst kommen zu der Erkenntnis, dass sie etwas von den anderen feindlich unterscheidet, was in ihnen selbst liegt.“ Solange sich daran nichts ändere, „wird die Verfolgung der Juden weitergehen“. Den Deutschen versprach Mahler „die erstmalige Herstellung von Presse- und Meinungsfreiheit“.
Sein Koautor Franz Schönhuber, der neben dem Nationalrevolutionär nahezu zurückhaltend wirkte, sprach sich für eine „ständestaatliche Gliederung“ der Gesellschaft aus. Eine Präsentation des in der „Verlagsgesellschaft Berg“ erschienenen Druckwerks am Dienstagabend nannte Schönhuber eine „unverkrampfte Zusammenkunft auf höchster Ebene“. An der Vorstellung hatten der NPD-Bundesvorsitzende Udo Voigt, der Landesvorsitzende der Republikaner, Werner Müller, sowie die Fraktionsvorsitzende der DVU im Brandenburger Landtag, Liane Hesselbarth teilgenommen. Schönhuber: „Das Buch enthält so viele Tabubrüche, dass der Verfassungsschutz tonnenweise Material haben wird.“
ANDREAS SPANNBAUER
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