Fast wie beim Ende des DDR-Radios

Betr.: Bremens Sender hat noch Fans“, taz bremen vom 30. Juni sowie „NDR setzt RB unter Spar-Druck“, taz bremen vom 3. Juli

Was jetzt dem Bremer Sender widerfährt, erinnert sehr an die „Abwicklung“ des DDR-Radios vor zehn Jahren. Nur ist zu befürchten, dass es für die RedakteurInnen bei Radio Bremen 2 noch härter wird, weil der Anpassungsdruck an den NDR zu sehr leidvollen Zugeständnissen zwingen muss. Dass es in einem „Nordwest-Radio“ noch besondere stadtstaat-spezifische Leckerbissen geben wird, ist kaum zu erwarten. Hier gilt es, zu weiterer mißbräuchlicher Umschichtung unserer Rundfunkgebühren energisch nein zu sagen. In vorauseilendem Gehorsam gegenüber der ARD sägt Intendant Glässgen eifrig mit an dem Ast, auf dem sich der Bremer Sender bisher so mühevoll, aber tapfer behauptet hatte. Wie um alles in der Welt will der Intendant eigentlich neue HörerInnen anlocken, wenn er gleichzeitig mit einer kulturellen Einöde im Stil von Radio Niedersachsen droht?

Ein weiterer Identitätsverlust wäre absolut fatal, weil gerade das zweite Hörfunkprogramm die Eigenheiten der Bremer (und Bremerhavener) Kulturszene auf besonders geniale Weise reproduziert. Oder eben das, was von diesen Eigenheiten noch übrig ist, weil manches längst den diversen senatorischen Rotstiften zum Opfer fiel. Die Kulturschaffenden unserer Stadt sollten sich zusammenraufen, um diesen neuen Aderlass zu verhindern! Radio Bremen ist nun mal ein Aushängeschild für künstlerische Qualität. Auch wenn der Sender zuweilen politisch ziemlich unbequem ist, sollte sich die Landesregierung zu einer finanziellen Hilfsaktion durchringen. Ein Begräbnis zweiter Klasse für Bremens besonderes Radio, das wäre wirklich das letzte, was dieser Stadt noch passieren kann.

Wieland von Hodenberg