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Der eigene Beitrag

Der Appell von Grass stellt die Frage nach einer persönlichen historischen Verantwortung. Bisher findet er in der Bevölkerung nur wenig Anklang

Bislang sind die meisten Deutschen nur indirekt mit der Entschädigung von ehemaligen NS-Zwangsarbeitern in Verbindung gekommen – weil ihre Betriebe Zwangsarbeiter beschäftigt hatten etwa, weil ihre Betriebe zahlen oder weil sie zahlungsunwillig sind. Nach der Initiative von Günter Grass, Carola Stern und Hartmut von Hentig müssen sich jetzt alle noch einmal fragen, ob sie in historischer Verantwortung ebenfalls einen Beitrag leisten wollen. Oder ob ein millionenfacher persönlicher Beitrag nicht die deutschen Unternehmen aus ihrer historischen Verantwortung für die Entschädigung nehmen würde.

Bislang ist die Resonanz auf den Appell äußerst mager. Dabei hatten die drei Initiatoren des Aufrufs nicht mit starken Worten gegeizt: „Dass die Wirtschaft nur einen winzigen Bruchteil des den ehemaligen Zwangsarbeitern Geschuldeten an diese oder ihre Angehörigen zahlt und dass sich bisher (Ende Mai 200) nur 2.215 von 220.000 angeschriebenen Firmen daran beteiligen, ist peinlich, in erster Linie freilich für sie selbst“, schreiben sie.

Die Intellektuellen zeigen sich „empört“ über die Feilscherei um die Summe der Entschädigungsleistung: „Uns kränkt die Tatsache, dass wir die Verantwortung hin und her schieben, während die Zeit für die Betroffenen unerbittlich abläuft.“ Deshalb rufen sie die erwachsenen Deutschen auf, sich „an dieser Geste der Anerkennung des Leidens, das den Zwangsarbeitern im Namen des deutschen Volkes angetan worden ist“, zu beteiligen: „Wenn jeder erwachsene Deutsche 20 Mark zahlte, ergäbe das eine Milliarde Mark. Er opferte nicht mehr als zwei Kinobesuche.“

Der Leiter der deutschen Delegation bei den Entschädigungs-Verhandlungen, Otto Graf Lambsdorff, nannte die Initiative nüchtern „brauchbar“, um die Gesamtverantwortung der Deutschen für die Verbrechen deutlich zu machen. Auch andere Politiker äußerten sich positiv zur Initiative – nur der Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin, Wolfgang Benz, bezweifelte im „Tagesspiegel“ den Sinn der Aktion: „Es ist eine moralische Geste, aber in der Praxis nicht umsetzbar, vielleicht sogar kontraproduktiv, weil sich die Mehrheit belästigt fühlen wird.“ PHILIPP GESSLER

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