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MICHAEL NAUMANN BESETZT POSTEN UND FRAGT NICHT NACH QUALITÄTEin Freund, ein guter Freund

Nicht nur in Berlin wird getratscht, was dem Minister arg missfällt. Nein, auch in München weiß man Bescheid. Aber da macht man gleich Nägel mit Köpfen. Und so gab am Mittwochnachmittag Hilmar Hoffmann, Präsident des Goethe-Instituts, sein Bedauern bekannt, dass Joachim Sartorius, sein derzeitiger Generalsekretär, seinen Posten aufgeben werde, um die Intendanz der Berliner Festspiele zu übernehmen. Und Joachim Sartorius ergänzte den Präsidenten brav, indem er betonte, wie schwierig der Abschied von Goethe sei.

Joachim Sartorius muss sich also ziemlich sicher sein, dass er den Job des Festspielleiters in der Tasche hat. Das ist insofern merkwürdig, als das Kuratorium der Berliner Festspiele erst am Montag, den 17. Juni tagen wird, um über die Nachfolge des Festspieldirektors Ulrich Eckhardt ebenso zu entscheiden wie über die des Berliner Filmfestspiel-Chefs Moritz de Hadeln.

Doch: Joachim Sartorius kann sich sicher sein. Sein zukünftiger Chef ist schließlich sein alter Kumpel Michael Naumann. Der hat sich die Berliner Festspiele und mit ihnen auch die entscheidende Stimme bei Personalentscheidungen erst kürzlich gekauft – und das ganz offiziell und nicht wie beim Olympischen Komitee oder der Fifa durch irgendwelches Gemauschel oder titanische Bestechungsangebote. Denn die Festspiele gehören zusammen mit dem Jüdischen Museum, dem Haus der Kulturen der Welt und dem Martin-Gropius-Bau zu den Berliner Leuchttürmen, die der Bund künftig alleine finanzieren wird.

Auch im Fall der de-Hadeln-Nachfolge muss man die Kuratoriumsentscheidung am Montag nicht abwarten. Da ist Dieter Kosslick, Chef der der Filmförderung Nordrhein Westfalen, längst Naumanns „Favorit“. Jenseits der verfrüht genannten Namen aber weiß die interessierte Öffentlichkeit von nichts. Nichts von einer Diskussion um die Neukonzeption der Festspiele, nichts von einer Findungskommission oder gar einer internationalen Ausschreibung der wesentlichen Posten.

Michael Naumann ist mit dem Arrondieren seines Geschäftsbereichs offenbar vollauf beschäftigt. Das kostet ihn all seine Zeit und uns einen Haufen Geld. Welche Konzepte künftig realisiert werden sollen, für welche Programme die Personen stehen, darüber verliert Naumann kein Wort. Seine Kandidaten, die komischerweise immer seine engen Freunde sind, diskutiert man nicht. Basta. Doch gegen wessen Kompetenz hat die von Sartorius obsiegt? Was spricht für, was gegen ihn? Egal. Hauptsache, Naumann spricht für ihn. Kulturpolitik ist seine Droge und wird verordnet. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ja nicht Ihren Kulturstaatsminister. BRIGITTE WERNEBURG

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