piwik no script img

Leeres Gehege

■ Hagenbecks Tierpark ist in Geldnot. Besucherzahlen stark gesunken

Hagenbecks Tierpark in Hamburg, einer der ältesten Zoos der Welt und der einzige nicht subventionierte Europas, steht eine düstere Zukunft bevor. „Wir verpassen den Anschluss und bleiben weit hinter anderen Zoos zurück, die mit Millionen staatlicher Gelder zu attraktiven Erlebnisparks umgebaut werden“, schlägt Joachim Weinlig-Hagenbeck Alarm. Den Besucherschwund von einst mehr als einer Million Besucher jährlich auf rund 700.000 führt der Chef des traditionsreichen Familienunternehmens auf die „bedrohliche“ Konkurrenz des Hannoveraner Zoos und der Unterwasserwelt „Sealife“ in Timmendorfer Strand zurück.

Stets war die Familie Hagenbeck stolz darauf, ohne staatliche Subventionen auszukommen und setzte stattdessen lieber auf „Hilfe zur Selbsthilfe“. Um Geld für Investitionen locker zu machen, entschied sie sich Mitte der 90er Jahre, einen Teil des Geländes zu verkaufen. Ein Käufer war auch schnell gefunden: Die Damp Holding AG wollte im Park ihre neue Endo-Klinik errichten, die an ihrem alten Standort im Stadtteil St. Pauli aus allen Nähten platzt. 100 Millionen Mark wollte die Damp Holding AG in den Neubau der Klinik auf dem Gelände des Tierparks investieren, 22 Millionen Mark sollten in die Kassen des Privatzoos fließen. Mit dem Bau sollte schon im vergangenen Jahr begonnen werden, er verzögerte sich aber immer wieder.

Zwar hat die Senatskommission entschieden, dass dem Bau planrechtlich nichts im Wege steht – aber die Damp 2000 Holding besteht auf einer Belegungsgarantie, und die will die Gesundheitsbehörde nicht geben. Das ganze Projekt gilt damit als gescheitert.

Zu den Zukunftsplänen gehört der Bau eines Großaquariums auf dem Gelände des ehemaligen Delfinariums. Die Baupläne liegen fertig in der Schublade. „Wir suchen Investoren und sind bereits in Gesprächen“, erklärt der Tierparkchef. Am dringlichsten sei jedoch der Bau eines neuen Affengeheges, für das neun Millionen Mark fehlen. Herdis Lüke

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen