: Rüsselsheim in Hoppegarten
Die Pferderennbahn war gestern von Elefanten besetzt: Auf T-Shirts, Luftballons und Werbegimmicks waren die Rüsseltiere präsent. Die echten Dickhäuter mussten derweil um die Wette laufen
von BARBARA BOLLWAHN DE PAEZ CASANOVA
Tausende kamen gestern nach Hoppegarten, um sich das Elefantenrennen auf der Pferdegalopprennbahn anzusehen. Nicht nur die 14 Elefanten, die anlässlich des 50. Jahrestages der Republik Indien an den Start gingen, waren exotisch.
Unter den Besuchern schien ein Elefantenrausch ausgebrochen zu sein: Dickhäuter als Ohrringe, als Ketten, auf T-Shirts, Röcken und Kleidern. Kinder liebkosten Rüsselplüschtiere oder hielten sich an Elefantenluftballons fest. Auch die Männer ließen sich nicht lumpen: Besonders auffällig war ein 60-Jähriger: mit Tropenhelm, keckem Tuch um den Hals, und auch Hemd und kurze Hose im Safarilook. Warum er sich so angezogen hat? „Aus Gaudi und Spaß“, sagte der bekennende Pferdenarr. Und: In der Einladung, die ihm eine Freundin geschickt hatte, war um Verkleidung gebeten worden. „Ich dachte, mehr Leute würden sich exotisch anziehen“, klagte er, „das wäre lustiger.“ Besagte Freundin zeigte sich in einem bodenlangen, mit Elefanten bedruckten Kleid.
Die angekündigten Proteste von Tierschützern, sich anzuketten, blieben aus. Nur am Eingang hielten einige Vertreter der „Tierschutzpartei“ und von „animal peace“ Transparente hoch: „Vom Aussterben bedroht – für die Volksverdummung vermarktet“, hieß es da, „Tiere fühlen und leiden“ oder „Missbrauch für die Profitgesellschaft“.
Doch die Besucher straften die Tierschützer mit Nichtachtung. Schließlich hatten die Veranstalter immer wieder betont, dass es den Zirkuselefanten geradezu Spaß mache, sich an der frischen Luft zu bewegen. Bereitwillig bezahlten die Besucher 24 Mark Eintritt, um etwas zu sehen, was es nie zuvor in Europa zu sehen gab: Das Elefantenrennen um den „Cup des Maharadscha“. Damit den Besuchern die Zeit bis zum ersten der fünf Rennen um 14 Uhr nicht zu lang wurde, war ein Teil des 400 Hektar großen Geländes in ein Volksfest verwandelt worden. Um eine Brücke zur deutsch-indischen Völkerverständigung zu schlagen, hatten sich ortsansässige Firmen einiges einfallen lassen. So stellte ein Steinfirma einen kleinen Steinelefanten aus, um für ihre Bodenplatten, Wege- und Straßenpflaster zu werben.
Gegen 14 Uhr war es dann soweit: Indra (3,7 Tonnen), Conny (4,1 Tonnen) und Mara (3,6 Tonnen), drei indische Elefantenkühe vom Zirkus Berolina, gingen an den Start der 300 Meter langen Strecke. Angeführt wurden sie von einem Fahrzeug, in dem ein Tierarzt mit dem Finger am Abzug eines Narkosegewehrs saß. Pfleger schoben die Elefanten mit Holzstöcken in die richtige Richtung, die „Jockeys“ trieben sie mit Handschlägen auf den Rücken an.
Mit zwei Rüssellängen Vorsprung gewann Mara. So spektakulär das von dem indischstämmigen Bürgermeister von Altlandsberg mit initiierte Rennen angekündigt war, so unspektakulär verlief es. Das ist wenig verwunderlich, denn Elefanten rennen nur bei Gefahr.
Wem die Zeit zwischen den fünf Rennen mit je zwei oder drei Elefanten zu lang wurde, bekam genug Ablenkung geboten: Werbegirls warben für eine Internetfirma, andere verteilten Einladungen für die Sat.1-Talkshow „Vera am Mittag“. Ein mögliches Thema wäre: „Hilfe, mein Mann liebt eine Elefantenkuh“.
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