: Cobra jetzt weniger bissig
Fusion zwischen Dresdner und Commerzbank wird wahrscheinlicher. Commerzbank-Großaktionär Cobra darf seine Stimmrechte nicht ausüben, entscheidet das Aufsichtsamt
BERLIN/FRANKFURT afp/taz ■ Die Commerzbank kann ihre Strategieentscheidungen künftig ohne Einmischung des Großaktionärs Cobra fällen. Damit wird die Fusion des Instituts mit der Dresdner Bank wahrscheinlicher, was Cobra verhindern wollte. Das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (BAKred) untersagte der Investorengruppe überraschend, ihre Stimmrechte auszuüben, wie eine BAKred-Sprecherin gestern bestätigte. Zu den Gründen für die Entscheidung wollte sie sich nicht äußern.
Das Bundesaufsichtsamt ist grundsätzlich verpflichtet, die Zuverlässigkeit von Anteilseignern an Finanzinstituten zu überprüfen. Cobra-Chef Hansgeorg Hofmann kündigte umgehend Rechtsmittel gegen den Beschluss an. Hinter Cobra stehen die Spekulanten Klaus-Peter Scheidewind und Clemens Johannes Vedder.
BAKred-Sprecherin Kristin Witt sagte, der Bescheid gegen die Cobra-Beteiligungsgesellschaft GmbH sei am Freitag ergangen. Das Bundesaufsichtsamt muss Beteiligungen an Finanzinstituten prüfen, sobald diese 10 Prozent überschreiten. Witt betonte, Fälle einer Stimmrechtsuntersagung seien selten.
Cobra verfügte bislang via Aktienoptionen über 17 Prozent der Stimmrechte am Commerzbank-Kapital. Hofmann betonte nun, die Gesellschaft habe schon vor der Verfügung des Bundesaufsichtsamtes auf die Ausübung der Stimmrechte verzichtet. Zudem stütze sich die Untersagung der Stimmrechtsverfügung ausschließlich auf einen von Hofmann selbst angezeigen steuerrechtlichen Verstoß. Der ehemalige Dresdner-Bank-Vorstand hatte im November 1997 seinen Vorstandsposten geräumt, nachdem er in einer Selbstanzeige private Steuerhinterziehungen eingestanden hatte. Hofmann verwies darauf, dass der Verstoß vor drei Jahren straffrei geblieben sei und mit seiner Funktion als Bankvorstand nichts zu tun gehabt habe.
Commerzbank-Sprecher Peter Pietsch sprach von einer „wichtigen Entscheidung“ für die Bank, wollte aber keine weitere Einschätzung des Schrittes geben. Der Kurs der Commerzbank-Aktie fiel zeitweise um fast fünf Prozent, nachdem der BAKred-Beschluss bekannt geworden war. Hintergrund ist, dass die Dresdner Bank in den Fusionsverhandlungen eine geringere Bewertung der Commerzbank durchsetzen will. KOCH
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen