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Bienenseuche grassiert in Bremen

■ „Amerikanische Faulbrut“ breitet sich zurzeit in Windeseile aus

Alarm in Bremens Bienenstöccken! Nach Schweinepest und Rinderwahn geht's jetzt auch den fleißigen Honigproduzentinnen an den Kragen: In Bremen ist die „amerikanische Faulbrut der Bienen“ ausgebrochen“ – eine laut Bienenseuchenverordnung meldepflichtige Krankheit. Außer in Lesum und Seehausen bemerkte jetzt auch noch ein Schwachhausener Hobby-Imker den Ausbruch der Seuche im Bienenstock. Und für die betroffenen Bienenvölker bedeutet dies kein Honigschlecken: Die von einem tückischen Erreger befallene Brut wird von Sporen zersetzt, beginnt zu faulen und zu stinken.

Das Veterinäramt erklärte die betroffenen Gebiete jetzt zum Sperrbezirk. Was bedeutet: Rund ein Jahr lang darf sich keine Biene über die festgelegten Grenzen auf Honigsuche begeben. „Natürlich können wir keine Zäune aufstellen“, sagt Friedrich Pohl vom Bremer Veterinärdienst. „Die Gebiete orientieren sich an den Entfernungen, die die Bienen auf ihren Ausflügen normalerweise zurücklegen.“ Diese liegen bei einem Flugradius von rund drei Kilometern.

An der Verbreitung der Seuche sind die possierlichen Tierchen meist selbst schuld. Oft zu bequem, selbst von Blume zu Blume zu fliegen, stehlen sie den süßen Nektar aus den Waben geschwächter Nachbarvölker. Sind diese schon von der Seuche befallen, setzen sich die Sporen an den Beinen und im Pelz der Honigdiebe fest. Wieder im eigenen Stock verteilen sie dann ahnungslos den Erreger auf Waben und Artgenossinnen weiter.

„So breitet sich die Faulbrut in Windeseile aus“, weiß Pohl. Ist die Seuche erst mal eingeschleppt, müssen die Tiere getötet, die Stände desinfiziert und die Waben verbrannt werden. Denn der Erreger ist zäh, trotzt Temperaturen bis zu 100 Grad Celsius.

Auf das Bremer Veterinäramt kommt nun ein Haufen Arbeit zu: Jedes Bienenvolk in den Sperrbezirken muss genauestens auf Sporenbefall untersucht werden. Immerhin rund 250 Stück, „von denen uns schon sechs kranke bekannt sind“, erzählt Pohl. Der Bienenexperte, der schon ein Buch über die Faulbrut veröffentlichte, arbeitet jetzt seit zwei Jahren beim Veterinärdienst. Neben der Beantwortung von Fachfragen ist er für die Untersuchung von Bienenvölkern und die Begleitung von Sanierungs-maßnahmen zuständig. „Die meis-ten Imker wissen oft nicht, wie sie mit der Faulbrut umzugehen haben“, sagt er. Wichtig zur Unterdrückung der Seuche sei vor allem eins: Weder Gerätschaften, noch Wachs oder Waben und vor allem keine Bienenvölker dürfen ihren jetzigen Standort verlassen. Bei Bremens letztem bekannten Seuchenbefall vor gut zwei Jahren, mussten über 20 Bienenstöcke vernichtet werden. Bei rund 80.000 Bienen pro Volk heißt das: Fast zwei Millionen Tiere mussten ihr Leben lassen. Das soll nicht wieder vorkommen!

Bedrohlich ist die Seuche übrigens nur für Honigbienen. Hummeln, Wespen oder bienenfressende Tiere, zum Beispiel Vögel, können sich nicht infizieren. Und auch für den Menschen ist die Seuche völlig ungefährlich. Liebhaber des klebrigen Brotaufstrichs können also ohne Bedenken weiterhin zum Honigglas greifen.

Silke Katenkamp

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