: Schleichendes Gift für die Natur
Die brasilianische Ölkatastrophe wird langfristig den Iguazú-Nationalpark schädigen. Teil des Öls aufgefangen. Flussanrainer bohren Trinkwasserbrunnen. Ölfirma Petrobras verspricht unbegrenzte Hilfe gegen Schäden. 28 Millionen Dollar Strafe
von INGO MALCHER
Es ist die schlimmste Erdölkatastrophe Brasiliens seit 25 Jahren. Über 25 Kilometer lang, 20 Meter breit und zehn Zentimeter dick ist der Ölteppich, der auf dem Barigüí-Fluss im Süden Brasiliens langsam in Richtung Argentinien unterwegs ist. Das braune Wasser des Flusses und das schwarze Rohöl vermischen sich zu einer unappetitlichen Brühe, gegen die rund 1.000 Arbeiter im Einsatz sind. Der Unfall ereignete sich am Sonntagnachmittag, als eine Pipeline leckschlug, durch die Rohöl aus dem Hafen San Francisco do Sul in eine Raffinerie nahe der Stadt Curitiba, gelegen in dem südlichen Bundesstaat Paraná, gepumpt wird. Vier Millionen Liter Rohöl flossen in den Barigüí-Fluss, der in dem Iguazú-Fluss mündet. Nach Angaben der Betreiberfirma Petrobras schwimmt etwa die Hälfte des Rohöls noch in der Nähe der Raffinerie.
Am Donnerstag sei es brasilianischen Experten gelungen, den Teppich zu stoppen, hieß es offiziell. Es drohte Gefahr, dass das Rohöl den argentinischen Iguazú-Nationalpark verseuchen würde und bis zu den weltberühmten Wasserfällen von Iguazú gelangen würde. Eine Katastrophe von gigantischem Ausmaß hätte bevorgestanden. Die Provinzregierung des betroffenen argentinischen Staates Missiones war in Alarmbereitschaft und wollte wegen der Wasserfälle schon einen internationalen Hilferuf in die Welt schicken.
Der Iguazú-Nationalpark ist seit 1984 aufgrund der Einzigartigkeit der Wasserfälle und seines Artenreichtums von der Unesco zum Menschheitserbe erklärt worden. „Früher oder später werden wir die Folgen an den Pflanzen und der Fauna der Wasserfälle zu spüren bekommen, weil es das gleiche Ökosystem ist“, sagte Juan Carlos Chébez, Technischer Leiter des Nationalparks Iguazú in Argentinien.
Die Bewohner mehrerer brasilianischer Kleinstädte im Staat Paraná haben begonnen nach Brunnen zu graben, da sie ihr Trinkwasser aus dem verschmutzen Paraná-Fluss beziehen. Nach Ansicht der Umweltschutz Organisation Greenpeace wird es Jahre dauern, bis das Ökosystem in der Region wieder hergestellt ist. „Für den Staat Paraná ist es die schlimmste Ökokatastrophe, seit wir denken können, der Schaden ist schon jetzt sehr groß“, sagte Eliana Sachim von der Umweltbehörde in Curitiba. Erst im Januar verseuchten bei einem Unfall derselben Firma 1,3 Millionen Liter Rohöl eine Bucht in Rio de Janeiro.
Das brasilianische Umweltministerium hat Petrobras eine Strafe von umgerechnet 28 Millionen Dollar wegen des Unfalls in Paraná auferlegt. Der Präsident von Petrobras, Henri Phillipe Reischtul, versprach „unbegrenzte Mittel“ zur Verfügung zu stellen, um die Schäden des Unfalls einzudämmen.
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