Expo-Seifenblase ist geplatzt

In Hamburg spricht mehr niemand von zwei Millionen Gästen durch Weltausstellung. Gewerkschaft: Ladenöffnung „erledigt“  ■ Von Peter Ahrens

Von zwei Millionen BesucherInnen in der Hansestadt war mal die Rede, aber davon redet jetzt niemand mehr. Auch die Hamburger Tourismuszentrale TZH nicht, die diese Zahl an möglichen Expo-Gästen in der Stadt so gern ins Gespräch gebracht hatte. „Zwei Millionen – das können wir uns abschminken“, sagt TZH-Sprecher Jörg Hoenicke.

Aber das seien auch nur Schätzungen gewesen, die sich auf die Zahlen der Hannoveraner Expo-Gesellschaft gestützt hätten. Da diese Zahlen sich nach fast zwei Monaten Expo längst erledigt haben, möchte Hoenicke nun gar nicht mehr spekulieren. „Wir warten mal ab, ob die Expo vielleicht im August noch mal in die Hufe kommt und konzentrieren uns ansonsten auf unser eigenes Marketing.“ Das Thema ist in Hamburg als Flop mehr oder weniger abgehakt.

Die Wirtschaftsbehörde versucht dagegen noch, das kleine Pflänzchen Hoffnung zu gießen. Man habe keine konkreten Zahlen vorliegen, und aus den Hotelbelegungen lassen sich „keine zuverlässigen Rückschlüsse auf die Übernachtungen, die durch die Expo verursacht werden“, ziehen, teilt der Senat auf eine Anfrage der SPD-Abgeordneten Barbara Brüning mit. Da eine Erfassung der Expo-BesucherInnen nicht durchgeführt werde, halte man sich auch mit Urteilen zurück. „Wir sind an einem Erfolg der Expo natürlich nach wie vor interessiert“, versichert Behörden-Sprecher Bernd Meyer.

„Außer Frust und Negativ-PR“ habe die Expo kaum Schlagzeilen gemacht, urteilt dafür Hoenicke. Die Erwartungen, dass Einzelhandel und Gastronomie in Hamburg – „Wir sind ja auch Schlafstadt für die Cebit in Hannover“ – gewaltig von der Weltausstellung profitieren würden, haben sich nicht erfüllt. Immerhin werde die verlängerte Ladenöffnung am Sonnabend gut angenommen, hat er beobachtet. Ob das jedoch irgendwie mit der Weltausstellung zusammenhänge, könne er nicht sagen.

Für die Gewerkschaft HBV ist es jedoch erwiesen, dass der Zulauf zu den Geschäften am Samstagnachmittag nichts mit der Expo zu tun hat: „Das ist völliger Unfug“, sagt Gewerkschaftssekretär Lutz Eilrich. Er sei bewusst zweimal an solchen Nachmittagen durch die City gelaufen und habe erkannt: „Das sind die HamburgerInnen, die die Öffnungszeiten nutzen.“ Deshalb sehe die HBV die Geschäftsgrundlage für die verlängerte Ladenöffnung „als erledigt an“, der Senat habe die Ausweitung „zu Lasten der Beschäftigten“ schließlich explizit mit der Expo begründet.

Die Wirtschaftsbehörde denkt aber nicht daran, kurzfristig wieder zu den Vor-Expo-Zeiten zurückzukehren. „Es gibt keinen Anlass, davon wieder abzurücken“, sagt Meyer. Das sei auch eine Frage der Berechenbarkeit.