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Kolumbiens Kampf gegen Koka

Ein Pilz soll die Drogenbekämpfung voranbringen. Er vernichtet aber auch Nahrungsmittelkulturen

SAN VINCENTE DEL CAGUAN IPS ■ Ein Pilz, der in Kolumbien die Koka-Pflanzen abtöten soll, könnte die Vegetation im Amazonasgebiet bedrohen. Davor warnten US-Wissenschaftler vergangene Woche in kolumbianischen Koka-Anbaugebieten.

Fusarium oxysporum, so der Pilz mit wissenschaftlichem Namen, zerstört die Wurzeln seiner Wirtspflanze. Diese kann dann kein Wasser mehr aufnehmen und welkt. Doch als Wirt dienen dem Pilz nicht nur die Koka-Pflanzen, die im Rahmen der von den USA finanziell großzügig unterstützten Drogenbekämpfung in Kolumbien ausgerottet werden sollen. Auch viele andere Kulturpflanzen des Amazonasbeckens fallen Fusarium zum Opfer. So konnten US-Forscher nachweisen, dass die Fusariumwelke auch bei Tomaten- und Papayasträuchern auftritt.

In Kolumbien hatten die Koka-Bauern zwar angeboten, die Koka-Felder ausschließlich per Hand zu vernichten, doch ist die Regierung auf diesen Vorschlag bisher nicht eingegangen. Und obwohl diese zugesichert hat, den Erreger nicht zur Bekämpfung des Koka-Anbaus verwenden zu wollen, klagen Bauern in der Region bereits über vertrocknete Bananen-, Maniok- und Erbsenfelder.

Entstanden ist die Idee, eine Pflanzenkrankheit in den Dienst der Drogenbekämpfung zu stellen, in den 70er-Jahren. Sie wurde erstmals auf Hawaii getestet. Obwohl sich bereits 1986 abzeichnete, dass der Erreger auch andere Pflanzen befällt, setzte Peru Fusarium in den 90er-Jahren gegen Koka ein. Viele Nahrungsmittelkulturen im Norden des Landes sind nun vertrocknet, und in den kommenden Monaten soll der Pilz, der sich laut einer amerikanischen Umweltbehörde mit großer Geschwindigkeit verbreitet und bis zu 40 Jahren im Boden überleben kann, Brasilien, Ecuador und Venezuela erreichen. „Es ist schwierig, wenn nicht gar unmöglich, die Verbreitung der Fusarium-oxysporum-Spezien zu kontrollieren“, sagte ein Experte der Behörde in Florida, wo Umweltschützer den Einsatz des Pilzes gegen Marihuana verhinderten.

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