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Vor Gericht nichts NeuesAkquise, häääh?

■ Großer Betrugsprozess versackt vorläufig im Sommerloch

Sieben Stunden! Sieben dröge Stunden und nix passiert! Aber beginnen wir am Anfang: 9 Uhr, Amtsgericht Bremen, sechster Stock, Raum 651. Ein spektakulärer Fall von Betrug in 102 Fällen. Der Angeklagte, nennen wir ihn Mister X, ist Geschäftsführer der Gesellschaft zur Erfassung von Gewerbedaten. Jeden Tag liest der Gute den Bundesanzeiger, um sich dort die Adressen derjenigen rauszufischen, die neu im Handelsregister aufgetaucht sind oder den Namen geändert haben. Diese Herrschaften bekommen von ihm dann per Post das Angebot, in seine Unternehmensdatenbank aufgenommen zu werden.

So weit, so gut. Haken an der Sache ist nur, dass dieses Schreiben, einer offiziellen Rechnung ähnelnd, eigentlich jedoch zu nichts zwingend, den Anschein der Verpflichtung erweckt. 416,30 Mark kostet der Spaß, rund 60.000 Firmen haben in den letzten Jahren Post von Mister X bekommen. Die meisten haben genau gelesen und das Ding in die Tonne gekloppt, zwölf waren jedoch nicht so aufmerksam und überwiesen das Geld. Wären sie mal nicht so spontan gewesen, nach ein paar Tagen haben die meisten nämlich gemerkt, auf was sie sich da eingelassen haben, und sich tierisch aufgeregt. Schließlich waren sie in keiner Form verpflichtet, sich in der Datenbank eintragen zu lassen.

Ihr Geld wollten sie zurück und den gemeinen Kerl natürlich hinter Schloss und Riegel wissen. Zumindest ein saftiges Bußgeld sollte bei der Aktion rauskommen.

Und dabei standen in der an offizielle Schreiben erinnernden Schrift doch drei Mal die Wörter Leistungsofferte und Akquise drin – Wörter, mit denen nicht jeder der sechs Zeugen etwas anfangen konnte. Kein Wunder also, dass die sich – offensichtlich aus Unkenntnis – auf den Deal eingelassen haben.

So sah es auch das Oberlandesgericht, das sich schon vor Jahren mit dem gleichen Fall auseinander setzen musste und für Mister X entschied. Das interessierte die Bremer Staatsanwaltschaft nicht wirklich, die mussten das alles noch mal aufrollen. Und was kommt dabei raus? Sieben dröge Stunden und dann ein Aussetzen des Verfahrens. Die Verteidigung von Mister X will noch weitere Zeugen berufen. Das Gericht will den Prozess jetzt noch einmal in voller Länge und Schönheit aufrollen – nach der Sommerpause.

glo

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