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Total öde Mondsteine

■ Echt oder nur gefaked? Originalfotos jener Sternstunde namens „Mondlandung“

Zwar mag sich in einer sternklaren Nacht vielleicht jemand über das Gefunkel da draußen wundern, zumal das Weltall sonst vor allem als ein Medienkonstrukt erfahrbar ist – sei es via Raumschiff Enter-prise oder Spacenight im Bayern-TV. Hartnäckig halten sich auch Gerüchte, dass selbst die Mondlandung vor etwas mehr als dreißig Jahren ein gut gespielter Studiocoup war.

Einhundertundfünfzig Originalfotos der US-Weltraumbehörde sind jetzt in einer Ausstellung des Auktionators Hauswedell & Nolte zu sehen. Es sind teils wissenschaftliche, teils PR-Aufnahmen aus den Jahren 1961 bis 1972, der Zeitspanne der bemannten Raumfahrt von Mercury 4 bis Apollo 17. Sie zeigen den Betrieb am Boden ebenso, wie die Arbeiten auf dem Mond. Dabei machen die Bilder technischer Abläufe, von Arztbesuchen, Helmanproben, Kontrollräumen oder Wasserbergungen eher den Eindruck normaler Indust-riefotografie, während Aufnahmen von beispielsweise dem letzten Frühstück vor dem Abflug oder der Übergabe von Maskottchen zu historischen Momenten stilisiert werden. Viele Bilder verherrlichen den Start diverser Raketen, wobei in teils nostalgisch angebleichten Farben das sumpfige Ödland im Vordergrund dem als technische Großleistung empfundenen Abheben kontrastiert wird.

Bei den Bildern aus dem All und vor allem vom Mond entsteht aufgrund des tiefschwarzen Hintergrundes dieser Eindruck grenzenloser Kälte – oder eben doch einer schwarz gestrichen Hangarwand als gefälschter Hintergrund der eigentlich total uninteressanten Mondsteine. Aber wer damals die Nacht atemlos vor dem Fernseher verbracht hat, wird sich einer Gänsehaut vor Dokumenten mit NASA-Stempel nicht erwehren können, auch wenn den Schritten der Männer auf dem Mond bisher kein allzu großer Sprung für die Menschheit gefolgt ist.

Die Pöseldorfer Reise durch das All wird abgerundet durch Stern-Fotografien von Edward Emerson Barnard und große Farbbilder des australischen Fotografen und Astronomen David Malin, der beispielsweise die bekannte interstellare Dunkelwolke des Pferdekopfnebels im Sternbild Orion plakativ in Szene zu setzen weiß.

Hajo Schiff

„space exploration – eine Reise durch das All“, Hauswedell & Nolte, Poeseldorfer Weg 1, Mo - Fr 10 - 16 Uhr, bis 8. September

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