■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Hund oder Schrubber?

Es sind ja schon Schnuckelchen. Schlicht nicht aus der Ruhe zu bringen. Geduldig „wie'n Schrubber“, so das Expertenurteil. Und wer sie mag, findet sie schön: die Bordeaux-Dogge. Ganze zehn Exemplare leben in unserem Städtchen. Um ein Haar wären sie auch in den Maulkorb gezwungen worden, denn um ein Haar wären sie auf der Liste der gefährlichen Hunde gelandet. Aber durch einzigartiges Engagement konnte diese Ungerechtigkeit verhindert werden.

Einst, es begab sich noch im Winter, erstellte das Bundesverfassungsgericht eine Liste gefährlicher Hunde. Das Tolle: Die waren gar nicht alle gefährlich. Zwei Rassen – der römische und der chinesische Kampfhund – waren gar überhaupt nicht existent. Die Bordeaux-Dogge war auch auf der höchstrichterlichen Liste, und als dann alle ganz schnell ganz viel unternehmen wollten – da war es plötzlich diese Liste, die alle hochhielten. Falsch, schrieen die Freunde der Bordeaux-Dogge. Ein Polizist und Herrchen schrieb gar an jeden Abgeordneten der Bürgerschaft. Hundert Briefe, darin das Schrubbertum des Hundes aufs Liebste dargestellt. Rührend, verlautete aus dem Parlament. Einer war ganz besonders angetan: Mathias Henkel von der CDU. Kam, sah und fühlte, dass Bordeaux-Doggen die besseren Dackel sind: gänzlich harmlos, schwer und schwerfällig, kurz: ein Hund, den Kinder lieben. Gut, diese Dogge war mal ein Kampfhund, ganz früher, vierzehnhundertbeißmichtot. Aber jetzt – also nee. Henkel hat seine Fraktion bearbeitet. Eile war geboten. Nächtliche Telefonate über alle Parteigrenzen hinweg: Ist das Tier noch zu retten? Über Nacht fand man die Lösung. Verabschiedete die Dogge de Bordeaux als gefährlichen Hund, um sie im nächsten Tagesordnungspunkt als solchen wieder zu streichen. War gar nicht schwer. Und dass da noch ein Getränkemensch, auch Doggenherrchen, seine Hände oder Flaschen im Spiel gehabt haben soll, das ist nun wirklich nur ein Gerücht. Und dass, besäßen er und der Polizeimensch einen Pitbull, der auch von der Verordnung verschwunden wäre, sowieso. Obwohl Mathias Henkel sich gar nicht sicher ist, dass die anderen Hunderassen auf der roten Liste alle wirklich so gefährlich sind. Aber, sagt er, da hat sich ja keiner gemeldet. So funktioniert halt Politik, glaubt einmal mehr

Ihre Rosi Roland