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Kein Castor mehr in diesem Jahr

Bundesamt für Strahlenschutz verweigert Genehmigung für Fahrt nach Gorleben – erst im Frühjahr 2001 muss das Wendland mit dem Atommüllbehälter rechnen. Auch nach Ahaus dieses Jahr kein Transport mehr zu erwarten

von MATTHIAS URBACH

Dieses Jahr wird es wohl keinen Castortransport mehr in ein deutsches Zwischenlager geben. Mitte der Woche lehnte das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) ein entsprechendes Gesuch der Nuclear + Cargo Service GmbH (NCS) ab, wie die taz aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr.

Die Bahntochter NCS hatte beantragt, hochradioaktive Glaskokillen mit eingeschmolzenen Rückständen aus der Wiederaufarbeitung von deutschen Brennstäben im französischen La Hague nach Gorleben zurückzubringen. Sechs Castoren vom Typ HAW 20/28 warten dort bereits seit 1996 auf ihre Rückkehr.

Grund für die Ablehnung sind Sicherheitsbedenken der niedersächsischen Polizei. Bislang wurden Castoren über die Jeetzel-Eisenbahnbrücke zum Bahnhof Dannenberg gebracht, auf einen Lastwagen umgeladen und ins Zwischenlager gefahren. Doch die Brücke wird noch bis Jahresende repariert. Die NCS hatte deshalb eine Route über den Bahnhof Arendsee vorgeschlagen. Der Polizei zufolge kämen dann nur zwei Routen für den Straßentransport in Frage: Eine ginge durch einen Wald und sei deshalb nicht zu sichern, eine andere sei mit 40 Kilometern zu lang. Zur Sicherung gegen die Proteste von Atomkraftgegnern bräuchte man mehr als die 30.000 Polizisten von den vorherigen Transporten.

Da bereits ab kommenden Frühjahr wieder ein Transport über Dannenberg möglich ist, erklärte BfS-Präsident Wolfram König, die NCS müsse den beantragten Transport verschieben, sonst werde er endgültig abgelehnt.

Frankreich drängt derzeit auf eine Aufnahme der Rücktransporte. Wenn die AKW-Betreiber ihre Verträge zur Wiederaufarbeitung erfüllen, müssen 100 Castoren aus Frankreich nach Gorleben gekarrt werden und 30 aus Großbritannien. Erwartet werden zwei Transporte à sechs Castoren jährlich für die kommenden zehn, elf Jahre. Frankreich wurde vom Auswärtigen Amt vorab von der geplanten Ablehnung informiert. Die Entscheidung des BfS ist mit Umweltministerium und Kanzleramt abgestimmt.

Auch nach Ahaus ist für dieses Jahr kein Transport mehr zu erwarten. Zwar wurden zwei Transporte aus Neckarwestheim und Philippsburg bereits im Januar genehmigt und im Februar der Polizei gemeldet. Doch die Betreiber haben bereits alle rechtlichen Schritte eingeleitet, um die Castoren am Kraftwerk zwischenlagern zu können.

Somit könnte es dieses Jahr allein Atom-Transporte aus deutschen Kraftwerken nach La Hague geben – hier stehen die Genehmigungen aber noch aus.

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