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Die Strombörse Nr. 2

Mit der European Energy Exchange startete gestern in Frankfurt die Konkurrenz zur LPX in Leipzig

BERLIN taz ■ Acht Wochen nach dem Start der ersten deutschen Strombörse in Leipzig ging gestern die European Energy Exchange (EEX) in Frankfurt/Main an den Start. Genau wie die Leipzig Power Exchange (LPX) begannen auch die Frankfurter mit dem so genannten Spothandel, dem Strommarkt des nächsten Tages. Energieerzeuger und -verbraucher geben hier ihre produzierte oder benötigte Strommenge an. Aus Angebot und Nachfrage ermittelt sich dann der Handelspreis. Danach entscheiden die Börsenteilnehmer, je nach Lage zusätzlichen Strom zu kaufen oder zu produzieren.

Zwei praktisch gleich funktionierende Strombörsen also. „Unnötig“, wie EEX-Vorstand Hans E. Schweickhardt befindet. Zwei Strombörsen würden mehr Kosten verursachen, die letztlich die Marktteilnehmer tragen müssten. Ohnehin sehen Experten in Deutschland mittelfristig nur Platz für einen Stromhandelsplatz. Schweickhardt hält deshalb ein „Zusammengehen für sinnvoll und machbar“.

Den Werbungsversuch kommentierte Carlhans Uhle, LPX-Geschäftsführer, gestern gelassen: „Wir werden erst mal abwarten, wie Frankfurt anläuft.“ Die eigenen Geschäfte sind – nach anfänglichen Software-Problemen – viel versprechend. In nur acht Wochen haben die Leipziger ihre täglich gehandelte Strommenge versechsfacht. Pünklich zum Betriebsbeginn des Konkurrenten erzielte die LPX einen neuen Handelsrekord: 9.358 Megawattstunden. EEX-Vorstand Schweickhardt erkannte denn auch an: „Leipzig hat einen sehr guten Start hingelegt.“

Einen Anteil von bis zu zwei Prozent des gesamten deutschen Strommarktes hofft Uhle am Jahresende abzuwickeln. Genau diese Menge peilt auch Schweickhardt an. Zweifelsfrei scheinen die Hoffnungen der Frankfurter aussichtsreicher: Die Mehrzahl der Stromkonzerne und ihrer Großkunden entschied sich vor einem Jahr für Frankfurt als die deutsche Strombörse. Die Mehrheit der Anteile der EEX ist in der Hand der Energiewirtschaft, die ihre Geschäfte hier auch umgesetzt sehen will. Zudem handelt die EEX nach dem Xetra-System, was Vorteile für die größten Kunden bringt. Und die Frankfurter basteln schon jetzt an einer Terminbörse, die langfristigere Geschäfte als der parallel dazu laufende Spothandel zulässt. EEX-Vorstand Schweickhardt: „Von einer Spotbörse verstehen alle etwas. Von einer Terminbörse aber nicht sehr viele.“

Symbolisch, dass der neue Leipziger Handelsrekord gestern nicht ausreichte, um die in Frankfurt gehandelte Menge von über 12.200 Megawattstunden zu erreichen? Immerhin ein Trost bleibt den Leipzigern: Mit rund drei Pfennig pro Kilowattstunde war ihr Strom der billigere.

NICK REIMER

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