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Politik der kleinen Schritte

Zivilcourage gegen rechts (5): In Oranienburg zeigen Jugendliche, wie und wo Rassismus stattfindet

Robert Friedrichs will bleiben. Der 20-Jährige aus Bergfelde bei Berlin fühlt sich wohl in Nordbrandenburg. Hier hat er seine Freunde, und die will er nicht allein lassen mit den Rechten. Denn „was ich angefangen habe, will ich auch durchziehen“.

Angefangen hat das im vergangenen Winter. Da schloss sich der Abiturient Friedrichs dem „Forum gegen rechte Gewalt und Rassismus Oranienburg“ an. Das Forum hatte sich vor drei Jahren gebildet, als der Berliner Politikwissenschaftler Hajo Funke eine Untersuchung über Fremdenfeindlichkeit in Oranienburg machte. Heraus kam das Buch „Ich will mich nicht daran gewöhnen“ – das beklemmende Porträt einer ostdeutschen Kleinstadt vor dem Hintergrund ihrer nur mangelhaft aufgearbeiteten Vergangenheit als Standort eines KZ.

Heute ist Friedrichs Gruppe „Träumende Rebellen“ quasi Bindeglied zwischen erwachsenen und jugendlichen Mitgliedern des Oranienburger Forums. Der verordnete DDR-Antifaschismus trägt nach wie vor Früchte am ehemaligen NVA-Standort: „Schon kleine Kinder tragen hier Bomberjacken“, sagt Friedrichs, „und Fremdenfeindlichkeit ist normal.Keiner will sie wahrnehmen. Kaum jemand schreitet ein.“ Die Träumenden Rebellen versuchen, gegen den Rassismus vor Ort vorzugehen, indem sie zeigen, an welchen Orten er statffindet und wie er äußert.

Denn die Träumenden Rebellen wollen etwas bewegen. Seit drei Jahren zieht um den 21. März, den internationalen Antifaschismustag, herum, eine Antirassismus-Demo durch Oranienburg. Initiator ist das „Forum gegen Rassismus“. Viele gucken nur, etwa 350 laufen mit, vor allem Schüler, Lehrlinge, wenige Erwachsene. Im letzten Jahr reihten sich auch Faschos ein. „Die haben dann am Straßenrand unsere Flugblätter verbrannt.“

Sinn macht dieses Engagement für Robert Friedrichs, der gerade das Abitur bestanden hat, allemal. Er meint, dass die Vorgehensweise der Großstadt-Antifa nicht auf den ländlichen Raum zu übertragen ist. Man müsse hier anders auf die Leute zugehen. Dazu gehörten so selbstverständliche Dinge wie ein Jugendklub und dass der SPD-Bürgermeister die Bedürfnisse Jugendlicher nicht einfach abblockt. Man müsse dem Nachwuchs Alternativen zum rechten Mainstream bieten.

Im Moment macht Robert Friedrichs nach bestandenem Abitur erst mal Ferien. Er fährt nach Berlin zum Tanzen, kümmert sich um seine Ratten Skeptiker und Nelson und bereitet sich auf sein Politikstudium vor. Ab September geht die Politik der kleinen Schritte in Oranienburg dann weiter. ANJA MAIER

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