: Kunst-Produkt Weserfluss
■ 100 Gemälde und andere künstlerische „Flachware“: Eine Ausstellung im Kito zeigt die Weser als Sujet der Kunst / Auch Ökologen können auf Entdeckungsreise gehen
„Wo Werra sich und Fulda küssen / Sie ihre Namen büssen müssen / Und hier entsteht durch diesen Kuss, / Deutsch bis zum Meer, der Weser Fluss“
Die Weser also. 1899 hat man sie mal wieder benutzt. Kaum war die ganze Kleinstaaterei vorüber, befrachtete man sie schon mit nationalem Gedankengut. Heerscharen von Schülern haben den Weserstein in Hannoversch Münden inzwischen begutachten müssen. Ein mythenbeladener „Schicksalsstrom“ wie der Rhein ist die Weser trotzdem nie geworden. Sie fließt einfach ganz entspannt in Richtung Meer. 450 Kilometer lang, voller Buhnen, oft nett anzuschauen und vielfältig vom Menschen in Anspruch genommen.
Man hat Baumstämme auf ihr gen Nordsee geschickt und schwer beladene Schleppschiffe stromauf; an ihren Ufern wurden Keramiken gebrannt und Märchen erdacht, es wurde gehandelt und – später – der Urlaub verbracht. Ihre Kraft machten sich die Mühlenbauer zunutze. Gefischt wurde natürlich auch, vor allem, bevor die Weser Ende des 19. Jahrhunderts immer mehr in das Korsett der Wasserbauer gezwängt wurde. Vor allem im Unterlauf beging man einen Sündenfall nach dem nächsten, kanalisierte den Fluss und baggerte bis zum Geht- nichtmehr. Heute ist die Weser zwar wieder voller Leben – die Wasserqualität ist spürbar besser geworden –, aber aus Sicht der Ökologen auf jeden Fall behandlungsbedürftig.
Eine Ausstellung im Alten Packhaus in Vegesack gibt ab Sonntag die Gelegenheit, die Weser als künstlerisches Sujet kennen zu lernen. Das Kito-Haus ist die Endstation einer Ausstellung, die – merkwürdigerweise – in Wilhelmshaven begonnen hat, den Weserfluss entlanggewandert ist und nun wieder am unteren Ende angekommen ist. Sie zeigt etwa hundert Gemälde, Graphiken und andere „Flachware“, die in den vergangenen zwei Jahrhunderten zum Thema „Weser“ entstanden sind – viele davon aus Bremen. (Mo-Fr 11-18 Uhr)
Das klingt erst einmal stinklangweilig und verdammt altmodisch, muss es aber nicht sein. Zum einen gibt es ein aufwändiges kulturgeschichtliches Begleitbuch, zum anderen kann man die hundert Exponate auch unter ökologischen Gesichtspunkten erforschen. Oder besser: Was bei der bisherigen Ausstellungsreise fehlte – nämlich der Aspekt „Umwelt“, wird jetzt in Bremen in geballter Form nachgeholt.
Gertrud Overbeck von der Stiftung Overbeck, die die Ausstellung ausrichtet, hat sich deswegen an den Bremer BUND gewendet. Der hat in Windeseile ein wirklich umfangreiches Programm erarbeitet. (Information unter der Telefonnummer 0421/790020) Exkursionen gehören dazu, Weserfahrten, natürlich Multimedia und Vorträge zur ökologischen Zukunft des Flusses. Und die ist auch weiterhin ungewiss. hase
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