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Nicht mal das Bezahlen ist noch umsonst

Banken wollen Gebühr fürs Zahlen mit EC-Karte kassieren. Verbraucherverbände werfen ihnen „Abzocken“ vor

BERLIN taz ■ Jahrelang verbuchten die Banken Zahlungen per EC-Karte nahezu kostenlos – ohne zu murren. Dann fand ein Unternehmensberater heraus: Der bargeldlose Zahlungsverkehr führe zu Defiziten für die Banken, die die Karten herausgeben. Letzte Woche hat deshalb der Zentrale Kreditausschuss (ZKA), in dem die großen Banken zusammengeschlossen sind, eine Gebühr gefordert. Sie soll künftig von der Bank des Einzelhändlers an die Bank des Karteninhabers gezahlt werden. Das heißt: Wenn Frau Mustermann im Supermarkt mit einer Karte der Sparkasse bezahlt, dann muss dessen Bank der Sparkasse dafür Geld überweisen.

Für Bezahlungen mit EC-Karte und Geheimzahl soll künftig eine Gebühr von 0,3 Prozent des Betrags fällig werden, mindestens aber 25 Pfennig. Dafür soll das bisher vom Händler gezahlte Entgeld von 15 Pfennig je Zahlung entfallen. Die Gebühr für das Bezahlen per Karte und Unterschrift soll pro Transaktion 35 Pfennig betragen. Bislang war dies für Händler kostenlos.

Die Höhe der Gebühren decke lediglich die Transaktionskosten, die bei jeder Zahlung anfielen, rechtfertigte ZKA-Sprecher Ralf-Christoph Arnoldt den Beschluss der Banken. Denn die Gebühren, die die Geldhäuser für die Ausstellung einer EC-Karte und für die Kontoführung erheben, seien in den meisten Fällen zu gering. So entstünde ein Defizit für die Banken, die besonders viele Karten ausstellen, also viele elektronische Zahlungen verbuchen müssen. Dazu gehören Privatkundenbanken wie die Citybank – die allerdings ohnehin nicht gerade billig ist.

Zwar stehen die Händler nun auf den ersten Blick besser da, weil sie keine direkten Gebühren mehr zahlen müssen. Doch sei es „kaum vorstellbar“, dass die Banken die Lasten selbst übernähmen, befürchtet der Hautpverband des Deutschen Einzelhandels (HDE). Vielmehr werden sie diese an die Händler weitergeben, so ein Sprecher. Die seien dann ihrerseits „gezwungen“, die höheren Kosten an die Verbraucher weiterzureichen.

Den Schaden werden vor allem kleine Läden und Supermärkte haben: „Wovon soll der Lebensmittelhandel das noch bezahlen?“, klagte Rewe-Sprecher Wolfram Schmuck gestern gegenüber der taz. Schließlich herrsche dort ohnehin schon ein harter Preiskampf. „Bei einer Umsatzrendite von vielleicht einem Prozent kann der Händler nicht noch Transaktionskosten von drei Prozent zahlen“, sagt Schmuck. Die wären, legt man die Gebühr von 35 Pfennig zugrunde, bei einer Gesamtsumme von 12 Mark erreicht. „Im Supermarkt sind das ja oft nur so kleine Beträge.“

Auch die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) kritisiert die Banken: Sie wollten „Zusatzentgelte von 200 Millionen Mark jährlich abkassieren“, sagt AgV-Finanzexperte Manfred Westphal. Die Verbraucherverbände wollen beim Kartellamt Einspruch erheben. Das muss den Plänen der Banken ohnehin erst noch zustimmen.

KATHARINA KOUFEN

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