: Freie und Hundestadt Hamburg
Tierheim nimmt wieder Kampfhunde auf und darf dafür Pitbulls vermitteln ■ Von Elke Spanner
Pitbulls, Staffordshire Bullterrier und American Staffordshire können vom Tierheim wieder an neue HalterInnen vermittelt werden. Gelten sie als „beherrschbar“, können auch Hunde dieser drei Rassen ein neues Zuhause finden – wenn sie dies auch nur mit Maulkorb und Leine verlassen dürfen. Diese Zusage hat der Hamburger Tierschutzverein der Stadt abgerungen. Im Gegenzug hat er sich bereit erklärt, wieder Kampfhunde in den Zwingern in der Süderstraße in Obhut zu nehmen.
Bei Erlass der neuen Hundeverordnung am 29. Juni hatte der Senat noch angekündigt, dass nach einer Übergangsfrist bis Anfang November grundsätzlich keine „gefährlichen Hunde“ im Stadtbild mehr zu sehen sein sollen. Nach einem Streit mit dem Tierschutzverein musste die Stadt nun zurückrudern. Denn das Tierheim hatte sich geweigert, weitere als gefährlich geltende Hunde aufzunehmen. Die Kapazitäten seien erschöpft. Zudem verbiete der Tierschutz, dass ausgerechnet das Tierheim Hunde bis zu deren Tötung verwahrt.
Nun nimmt das Tierheim alle Kampfhunde auf, die herrenlos aufgefunden oder einem Halter wegen besonderer Aggressivität entzogen wurden. Der Verein regis-triert die Hunde, untersucht und impft sie und nimmt eine erste Wesensbeurteilung vor. Dann splittet sich das Verfahren: Für Kampfhundrassen der Kategorie zwei hat sich nichts geändert: Sie können mit einem Wesenstest beweisen, dass sie harmlos sind. Dann gelten sie nicht als gefährlich, bleiben in der Süderstraße und werden vermittelt. Für sie müssen die neuen BesitzerInnen weder Erlaubnis noch Maulkorb haben.
Bestehen sie den Test hingegen nicht, werden sie zügig der Stadt übergeben und in einer Halle untergebracht, die bis zu 300 Hunde aufnehmen kann und noch in dieser Woche angemietet werden soll.
Dort treffen sie die Hunde der Kategorie eins: Pitbulls, Staffordshire und American Staffordshire-Terrier. Die landen immer in der Halle, weil sie immer als gefährlich gelten. Aber: Auch sie bekommen ab jetzt wieder eine Chance. Sind sie nicht durch Aggressivität aufgefallen, machen auch sie den Wesenstest. Bestehen sie diesen, werden sie bei freien Kapazitäten in die Süderstraße zurückverlegt und an neue HalterInnen vermittelt – die allerdings selbst Voraussetzungen zum Führen eines „gefährlichen Hundes“ mitbringen müssen: Zuverlässigkeit und gute Gründe dafür, ausgerechnet einen solchen Kampfhund haben zu müssen.
Um zunächst sämtliche Hunde entgegennehmen zu können, verstärkt der Tierschutzverein sein Personal. Die Stadt zahlt 80.000 Mark für ein neues Transportfahrzeug und weitere 80.000 pro Jahr für neue MitarbeiterInnen. Tierheimleiter Wolfgang Poggendorf betonte, dass die Regelung nur für die Kampfhunde gelte, die wegen Aggressivität eingezogen wurden oder herrenlos sind. Besitzern, die ihre Hunde abgeben wollen, bleibt das Tierheim verschlossen.
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