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Olé-Gesänge für den Papst

Zehntausende junge Menschen strömen anlässlich des Welttreffens der katholischen Jugend nach Rom und lassen Johannes Paul II. hochleben. Der frisch ernannte Ehrenjugendliche kommt im Heiligen Jahr jetzt doch noch zu seinem Mega-Event

aus Rom MICHAEL BRAUN

„Grande!“ – das belgische Mädchen in der Scout-Uniform strahlt; selbst die schwüle Sommerhitze kann ihrer Begeisterung nichts anhaben. Ihr Blick schweift über die hunderttausenden Teens und Twens, die seit Stunden dicht gedrängt auf dem Petersplatz die Ankunft des Papstes erwarten.

Ziemlich groß ausgefallen ist das Welttreffen der katholischen Jugendlichen. Endlich einmal ein Heiliges Jahr, wie es der Papst mag: In diesen Tagen ist es unmöglich, durch Rom zu spazieren, ohne über fromme Jugendliche zu stolpern. Via del Corso, vor dem Parlament. Hier flanieren sonst die „Coatti“, die etwas rotzigen Kids der Vorstädte. Anders das Bild an Mariä Himmelfahrt. Mehr als hundert französische Jugendliche marschieren brav hinter ihrem Fähnlein her und summen religiöse Lieder.

So wie im Zentrum ist das Bild auch in den Randbezirken. Schulen und Pfarreien sind in Jugendherbergen umfunktioniert. Parks und Grünstreifen dienen als Freiluftkantine, und überall stehen blaue Klohäuschen rum. Schließlich war schon zum Auftakt am Dienstag der Ansturm von wohl 700.000 jungen Christen zu verkraften. Diese Zahl soll bis zum Höhepunkt am Wochenende auf 1,5 Millionen ansteigen.

Doch so bunt das Bild ist – ein wenig geht's auf dem katholischen Jugendtag zu wie weiland bei den Weltjugendfestspielen der roten Konkurrenz: Am Ende sind alle einer Meinung. Ob eher linke Scouts oder stramm konservative Aktivisten der Comunione e Liberazione, sie kennen nur eine Antwort auf die Frage, warum es sie nach Rom gezogen hat: „der Papst“. Jeder hat seinen Papst: die Nachwuchs-Integralisten freuen sich am stramm konservativen Moraltheologen, die eher kritischen Geister zitieren den Johannes Paul, der gegen Auswüchse von Kapitalismus und Liberalismus wettert. Fast abgöttische Verehrung schlägt dem alten Mann entgegen, als er am Dienstag seine Weltjugendfestspiele eröffnet. Sprechchöre, Olé-Gesänge, Transparente, die den Papst zum Ehrenjugendlichen ernennen: Da strahlt Johannes Paul mit seinem Nachwuchs um die Wette, der Jugendtreff wird zu seinem Jungbrunnen.

Geflopt sei das Anno Santo, hatten italienischen Zeitungen noch vor zwei Wochen bilanziert, nicht ganz zu Unrecht. Statt der erwarteten Verdopplung der Besucherzahlen brachte das religiöse Großereignis Rom bis zum Juli nur ein Übernachtungsplus von 10 bis 15 Prozent. Selbst als Mega-Events angekündigte Veranstaltungen fielen bescheiden aus. Beim „Heiligen Jahr der Werktätigen“ am 1. Mai etwa verloren sich ein paar zehntausend Teilnehmer auf dem weiten Feld von Tor Vergata und vermiesten Johannes Paul die Stimmung. Jetzt darf er sich freuen: Die Jugend hat's noch einmal gerissen.

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