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Betr.: Die Sehnsucht nach Alltag

Josief Ghebrai (26) aus Asmara in Eritrea: Ich war gerade 16, da sollte ich zur äthiopischen Armee. Das war vor zehn Jahren im Krieg, als Eritrea um die Unabhängigkeit von Äthiopien kämpfte. Ich komme selber aus Asmara in Eritrea – ich wollte nicht auf meine eigenen Leute schießen. Mit einem Bruder bin ich in den Sudan geflüchtet. Wir liefen wochenlang zu Fuß. Ich hatte einen gefälschten Pass. Über Prag kamen wir 1990 nach Westberlin und haben einen Asylantrag gestellt.

Zuerst habe ich in einem Jugendheim in Neukölln gewohnt und einen Sprachkurs gemacht. Jetzt lebe ich zusammen mit meinem Bruder in einer Wohnung in Alt-Moabit. Ich habe die 8. und 9. Klasse nachgemacht, dann mit der Schule aufgehört und einen Computerkurs besucht. Vor kurzem bin ich mit meiner Ausbildung zum Elektroinstallateur fertig geworden. Jetzt bekomme ich Arbeitslosenhilfe. Eine Arbeitserlaubnis kriege ich nicht. Was ich den ganzen Tag mache ? Ich darf ja nichts machen! Na ja, Fußball spiele ich schon.

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