: Der Letzte lacht das Licht aus
Statt „Danke, Anke“ heißt es künftig „Wir danken dir, Annette Frier“. Die Kölnerin tritt in die Fußstapfen von Anke Engelke. Komischer werden die mühsamen Gags dadurch leider auch nicht. Aber Brainpool glaubt an die lustige Zukunft
aus Köln PASCAL BEUCKER
„Zurück zu Lück“, aber kein „Danke, Anke“ mehr: Am heutigen Samstag startet die neue Staffel der „Wochenshow“ auf Sat.1. Und die erfolgreichste Comedy im deutschen Fernsehen hat ein neues Gesicht: Die 26-jährige Kölnerin Annette Frier ersetzt die ausgestiegene Anke Engelke. Ansonsten bleibt alles beim Alten.
Weiterhin präsentiert sich die „Wochenshow“ mit einem „Feuerwerk satirisch-bissiger und komischer Parodien auf die brandaktuellen Nachrichten der Woche“, wie die Produktionsfirma Brainpool TV AG die „witzigsten Nachrichten der Welt“ anpreist.
Sichtlich zufrieden verfolgte der Brainpool-Vorstandsvorsitzende Jörg Grabosch am Donnerstagabend im Kölner Capitol die erste „Wochenshow“-Aufzeichnung der Nach-Engelke-Ära. „Sie macht sich doch ganz hervorragend“, lobte er die Neue. In die Fußstapfen von Engelke zu treten, sei eine große Herausforderung. Die habe Frier jedoch „schon in der ersten Show gemeistert.“ Auch „Wochenshow“-Kollege Ingolf Lück jubilierte. Mit ihrer „Big Brother“-Sabrina-Parodie habe die gelernte Schauspielerin „sofort nach zehn Sekunden getroffen“, strahlte er nach der Aufzeichnung. „Das war wirklich ein Einstieg nach Maß“, so Lück.
Tatsache ist: Annette Frier, die zur Zeit auch noch im Kölner Bauturm-Theater mit dem Stück „Endstation Sehnsucht“ auf der Bühne steht, passt sehr gut in das „Wochenshow“-Ensemble um Lück, Bastian Pastewka und Markus Maria Profitlich. Der Kölner Express schreibt zwar schnippisch, der Wechsel von Engelke zu Frier sei „nur zu vergleichen mit dem Versuch Wolfgang Lipperts, Thomas Gottschalk bei „Wetten dass . . .“ zu ersetzen“. Befürchtungen, mit ihrem überbordenden komödiantischen Talent könne sie ihre drei Kollegen an die Wand spielen, sind aber unbegründet.
Vom Studiopublikum bekam Frier, die den Fernsehzuschauern aus den RTL-Serien „Hinter Gittern“ und „Stadtklinik“ bekannt ist, denn auch großen Applaus für ihren ersten „Wochenshow“-Auftritt.
Vielleicht lag es aber auch daran, dass die Vorstellung insgesamt ziemlich dürftig ausfiel. Im vierten Ausstrahlungsjahr sind die Abnutzungserscheinungen bei dem Brainpool-Flagschiff nur schwer übersehbar. Mittlerweile müht sich die dritte Autorengeneration, das „Wochenshow“-Team witzig erscheinen zu lassen. Und das fällt zunehmend schwerer. Dass es nicht wirklich funktionieren kann, eine Trash-Sendung wie „Sabine Christiansen“ zu parodieren, hätte den zehn Gagschreiberlingen – die meisten von ihnen Mitte zwanzig – vorher klar sein müssen.
Wenn Annette Frier als Christiansen auftritt, sehnt man sich nach dem Original. Denn deren realsatirische Auftritte sind an Komik nur schwer zu toppen. Und wenn Pastewka und Profitlich, deren Comedy-Vermögen trotz anders lautender Gerüchte ohnehin bescheiden ist, bei ihrer Ratequiz-Parodie „Schnapp dir die Million“ den uralten Joke vom Kandidaten aufwärmen, der dringend aufs Klo muss, ist das nur noch ermüdend. Das brachte schließlich schon Herbert Wehner mit Karl Wienand bei dessen Einstellung als SPD-Fraktionsgeschäftsführer – vor dreißig Jahren. Ob damit der vor der Sommerpause feststellbare Quotenrückgang wieder umgekehrt werden kann? Brainpool-Chef Grabosch hält jedenfalls eisern an seinem Vorzeigeformat fest. Auszehrungserscheinungen kann er nicht erkennen. „Eine Fernsehparodieshow ist erst dann ausgereizt, wenn es kein Fernsehen mehr gibt“, davon ist Grabosch überzeugt. Auch die Live-Tournee der „Wochenshow“ Ende Mai bis Mitte Juni, bei der sich der Publikumsandrang in Grenzen hielt, war für ihn ausdrücklich „kein Flop“. Es seien nur die falschen Hallen belegt worden. „Wir haben vielleicht ein bisschen zu groß kalkuliert“, gesteht er. Aber: Es seien schließlich doch zwischen 5.000 und 8.000 Zuschauer zu der Tour gekommen.
Immerhin, auch in der neuen Staffel geht nicht jeder Gag daneben. So ist Platz 10 der „Sommerlochschlagzeilen“ ganz gut gelungen: „Kölner gegen Rassismus: Wolfgang Niedecken gründet KeBAP.“
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