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Feuerwehr überfordert

25.000 Feuerwehrleute kriegen die Waldbrände in den USA nicht unter Kontrolle:Nun muss das Militär helfen. Eine Fläche so groß wie Hessen ist schon abgebrannt

BERLIN taz ■ Die Waldbrände im Nordwesten der USA nehmen weiter zu. Bereits 98 große Brände in elf Bundesstaaten meldete gestern das NIFC, das Feuerlagezentrum der Forst- und Naturparkbehörden. Vor zwei Wochen waren es noch 65 gewesen: Neue Feuer entstehen schneller, als alte gelöscht werden können.

Obwohl die Waldbrandgefahr wohl noch zwei Monate anhalten wird, ist schon jetzt mehr als doppelt so viel Wald verbrannt wie in normalen Jahren – insgesamt 22.000 Quadratkilometer, eine Fläche so groß wie Hessen.

Die schlimmsten Brände wüten in Idaho und Montana, zwei Bundesstaaten an der kanadischen Grenze. Feuer und Rauchfahnen sind auf Wettersatellitenbildern deutlich zu sehen – die Rauchfahne wirkt wie der Ausläufer eines Tiefdruckgebiets. Die Brände sind sogar umfangreicher als die 1997 in Indonesien. Dort brannten bloß 8.000 Quadratkilometer nieder. Im Regenwald ist aber mehr Biomasse konzentriert, und aufgrund der Luftfeuchte war es ein schwelender Brand, der ungleich mehr Rauch erzeugte – und das Land im Smog erstickte.

Das Feuer bringt die USA zur Zeit an die Grenzen ihrer Kräfte. Bereits 25.000 Feuerwehrleute sind im Einsatz. Doch an vielen Orten schaffen sie es gerade noch, gefährdete Bewohner zu retten – zum Löschen kommen sie kaum noch. Seit einigen Tagen kommen nun Armee und Nationalgarde zur Hilfe: 3.000 Soldaten sind schon im Einsatz. Am Sonntag wurden noch einmal zwei Bataillone zum eintägigen Löschkurs abkommandiert.

Zwar gehören die aktuellen Waldbrände zu den schlimmsten der letzten 50 Jahre. Trotzdem sind sie eine gewohnte Plage, so wie die Hochwasser am Rhein. Wenn der Winter mild war, der Sommer brüllend heiß und sich dann noch Gewitterstürme, mit vielen Blitzen, aber wenig Regen, austoben, dann sind massive Brände unvermeidlich.

Dass sie aber so heftig ausfallen, hat noch andere Gründe. Trotz der kräftigen Haushaltsüberschüsse wird seit Jahren bei den Forstbehörden gespart. Um drei Viertel sank der Etat in den Neunzigern. Die Folge: In den Nationalforsten sammelt sich totes Holz, das besonders gut brennt. Gleichzeitig siedeln immer mehr Menschen in abgelegenen Wäldern. Um ihre Häuser zu schützen wird normalerweise jedes kleine Feuer sofort gelöscht. Doch gerade diese kleinen Feuer sind nötig, um totes Holz zu beseitigen und natürliche Feuerschneisen zu bilden.

Der „überzogene Schutz“, kritisiert das Worldwatch-Institut, liefere nun den Flammen „ungeheure Mengen an Nahrung“. Tatsächlich sind Feuer wichtig für Wälder, um sich von Zeit zu Zeit zu verjüngen, durch die Asche neue Nährstoffe einzutragen und wieder Platz für viele Tier- und Pflanzenarten zu schaffen. Entgegen dem ersten Eindruck, sind niedergebrannte Flächen rasch artenreicher als alte Wälder. Doch das ist sogar vielen Naturfreunden egal. Als 1988 große Flächen des Yellowstone-Nationalparks brannten, entwickelte sich schon damals eine heftige Debatte in den USA, ob das Feuer gelöscht werden solle. Schließlich will niemand verkohlte Baumstümpfe erwandern. Seit dem ist nicht viel passiert. Und selbst mit „kontrolliertem Abbrennen“ sind die Erfahrungen ambivalent. Erst im Mai geriet so ein Feuer außer Kontrolle und verwüstete Teile des berühmten Atomforschungszentrums in Los Alamos. M. URBACH

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