Halbgötter in grün

Kongress der Pflanzenbauwissenschaften setzt vor allem auf die Gentechnologie  ■ Von Birgit Wärnke

Biodiversität, Agroforstsysteme und transgene Pflanzen – Schlagwörter, die außerhalb der Wissenschaftlerwelt wohl die meisten nicht verstehen. Muss ja auch nicht. In einer arbeitsteiligen Gesellschaft genügt es schließlich, wenn nur einige Menschen wissen, dass Biodiversität biologische Vielfalt bedeutet. Auf dem 3. Internationalen Kongress der Pflanzenbauwissenschaften im CCH waren bis gestern Abend diejenigen versammelt, die es vermeinen zu wissen: 1200 Wissenschaftler aus 102 Ländern.

Unter dem Motto „Meeting Future Human Needs“ ging es auf dem Kongress schwerpunktmäßig um die Zukunft der Welternährung. Denn nach Schätzungen wird die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2020 um etwa 40 Prozent auf etwa 8 Milliarden Menschen ansteigen.

Es wurden Fragen der „grünen Gentechnologie“ – so etwas scheint es zu geben – ebenso diskutiert wie das Thema der Nachhaltigkeit: Die Pflanzenwissenschaftler sehen ihre Aufgabe darin, „die Erzeugung von Grundnahrungsmitteln dem rasanten Bevölkerungswachstum anzupassen, ohne die natürlichen Ressourcen wie Boden, Wasser, Nährstoffe unwiederbringlich auszubeuten“, erklärte Hartwig H. Geiger, verantwortlich fürs Tagungsprogramm. Auf dem Kongress wurden Untersuchungen vorgelegt, wonach die weltweit nutzbaren landwirtschaftlichen Flächen ausreichen müssten, um 10 Milliarden Menschen zu ernähren. Es stagnieren jedoch in vielen armen Ländern die Produktionszahlen, da Ausbildung und technische Hilfsmittel fehlen.

Für die Wissenschaftler ist klar, was die Lösung sein soll: Sie setzen auf die Gentechnik – egal, wie umstritten sie ist. Genetisch modifizierte Pflanzen werden schon weltweit auf einer Fläche von 40 Millionen Hektar angebaut. „In keinem Fall wurden Schäden für die Gesundheit von Mensch und Tier oder für die Umwelt beobachtet“, outet sich Geiger als ein überzeugter Verfechter der Gentechnologie.

Die Landwirtschaft in Europa und Nordamerika habe es dagegen weniger mit dem Problem der Nahrungssicherung als mit dem der Überproduktion zu tun. Ein Lösungsansatz ist die Verwertung landwirtschaftlicher Produkte als industrielle Rohstoffe. Und wieder die Gentechnik: Durch sie sei es möglich, „maßgeschneiderte“ Produkte wie spezielle Fette und Kohlenhydrate zu züchten.

Zum Abschluss wurde eine Erklärung formuliert. Der Wortlaut ist nicht besonders überraschend: In ihr hielten die Teilnehmer fest, dass sie es für eine „gesellschaftliche und ethische Verpflichtung halten, alle Möglichkeiten der modernen Biotechnologie konsequent zur Sicherung einer mengenmäßig ausreichenden, biologisch hochwertigen Ernährung zu nutzen.“