aufklärung für azubis: „Projekt Heimat“
Vernachlässigte Problemgruppe
Als überdurchschnittlich anfällig für rechtsextremes Gedankengut erweisen sich – in Ost und West – männliche Jugendliche mit niedrigem Bildungsniveau. Doch die Aufklärungspädagogik über Nationalsozialismus und Holocaust lässt ausgerechnet jene Schulen rechts liegen, in denen diese Klientel lernt: die Berufsschulen. „Die meisten Programme sind auf nette Jugendliche zugeschnitten, die sich für das Thema interessieren. Den ablehnenden Kern erreicht man nicht“, sagt Annegret Ehmann, Leiterin der Regionalen Arbeitsstellen für Ausländerfragen, Jugendarbeit und Schule Brandenburg.
Erstmals haben diese nun gemeinsam mit der DGB Jugendbildungsstätte Flecken Zechlin und dem Forum Arbeit e.V. ein Langzeitprojekt entwickelt, um fremdenfeindliche Einstellungen bei Berufsschülern und Auszubildenden aufzubrechen. Einzelinterviews und Gespräche mit erfahrenen Kollegen und Betriebsräten sollen an die Lebenswelt der Jugendlichen anknüpfen – das Projekt heißt dementsprechend „Heimat“. Wie gelingt der Einstieg ins Berufsleben? Wie gerecht ist die Gesellschaft?
Der Anspruch ist bescheiden: „Bei denen, die eine dichte Affinität zu rechten Strukturen aufweisen, habe ich wenig Hoffnung“, sagt Hermann Nehls, Leiter der DGB-Bildungsstätte. Erreichen will er Jugendliche, deren Weltbild noch nicht festgefügt ist. Im Herbst soll das Projekt starten. Bis jetzt fehlt das Geld. Mitinitiatorin Ehmann setzt auf den politischen Willen: „In der aktuellen Debatte ist der sicher gegeben.“
Das Engagement scheint nötig. 30.000 Jugendliche, die sich um eine Berufsausbildung bewerben, haben im Juli die Schulen verlassen. Nur 12.500 werden einen betrieblichen Ausbildungsplatz ergattern. Den Rest bringen die Arbeitsämter in Sonderprogrammen unter. NM
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