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Kämpfer für die Selbstbestimmung

Abulfas Elschibej, erster frei gewählter Präsident der Kaukasusrepublik Aserbaidschan, ist in Ankara gestorben

ISTANBUL taz ■ Am Dienstagmorgen ist Abulfas Elschibej, der erste frei gewählte Präsident Aserbaidschans, in Ankara gestorben. Er erlag einem Krebsleiden.

Elschibej gehörte zu den schillerndsten Figuren in der Endphase der Sowjetunion. Wie in anderen Sowjetrepubliken auch hatte sich in Aserbaidschan eine Volksfront gebildet, die für nationale Selbstbestimmung eintrat. Elschibej, Literat und Historiker, wurde in den Jahren 1988 – 1990 zum Sprecher der Volksfront.

Es war kein Zufall, dass ausgerechnet Elschibej in der Umbruchphase zur bestimmenden Figur in der aserbaidschanischen Politik werden konnte. Als Dichter verkörperte er die Sehnsucht nach einem Aserbaidschan, von dem die Leute lange geträumt hatten. Die Dichtung über Aserbaidschan sollte Realität werden. Bezeichnenderweise spielten sich in Armenien und Georgien dieselben Prozesse ab. In Armenien wurde der Literat Ter-Petrosjan Präsident, in Georgien kamen die Swiadisten an die Macht.

Doch in allen drei Ländern zeigte sich schnell, dass Dichter nicht unbedingt Politiker sind. Die von ihnen mit entfesselte nationale Leidenschaft zeigte sofort ihr hässliches Gesicht. Schon in den letzten Jahren der Sowjetunion hatte der Kampf um die Selbstbestimmung der Armenier in der zu Aserbaidschan gehörenden Enklave Nagorny Karabach zu schweren Konflikten zwischen Aserbaidschan und Armenien geführt. Mit der Selbstständigkeit beider Länder führte der Konflikt zum offenen Krieg.

Elschibej stürzte sich begeistert in diesen Krieg und scheiterte. Als einer seiner führenden Generäle mit russischer Unterstützung gegen ihn putschte, holte er ausgerechnet den alten KP-Chef Haidar Alijew, der auf dem Altenteil saß, nach Baku zurück und machte ihn zum Premier. Doch im Gegensatz zu dem Schwärmer Elschibej war Haidar Alijew ein politischer Profi. In wenigen Monaten hatte er Elschibej verdrängt und sich zum Präsidenten wählen lassen.

Später, als von Alijew geduldeter Oppositionsführer in Baku, wurde Elschibej immer nationalistischer. Hatte er sich schon als Präsident stark an der Türkei orientiert, setzte er nun vollends auf die türkischen Nationalisten der MHP. MHP-Chef Bahceli war auch der erste, der gestern am Totenbett Elschibejs kondolierte. Heute wird Elschibej nach Baku überführt. JÜRGEN GOTTSCHLICH

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