: Technik-Fetischisten ■ Geschichte zu kompliziert?
„Keine zitierfähige Gruppierung“ im rechtsextremen Bereich gebe es in Bremen, sagt Bremens oberster Weichspüler Henning Scherf. Vielleicht hat er Recht. Man braucht auch gar keine Gruppierung, um zu zitieren. Am Samstag erscheint die Publikation über den Nazi-Techniker Hellmuth Walter. Die Seiten werden von Technik-Lob nur so strotzen. Vorsorglich war gestern der Autor der Studie, Museums-Mitarbeiter Scholl, nicht mehr in der Lage, einen Vorabdruck zur Verfügung zu stellen.
Das Museum hat sich einen di-cken Hammer erlaubt, kann getrost schon vor Ausstellungseröffnung gesagt werden. Gnadenlos naiv ziehen sich die Macher auf das Argument zurück, das zentrale Thema der Ausstellung sei die Technik, nicht der Mensch. Insofern könnten sie auch dafür plädieren, einen Prototyp der Gaskammern im Deutschen Museum in München aufzubauen. Für historische Zusammenhänge fühlen sich Technik-Freaks offensichtlich nicht zuständig.
Die Ausstellungsmacher lügen zudem, wenn sie so argumentieren. „Aus Anlass des 100. Geburtstages“ lädt das Museum „herzlich“ ein, und lässt auch die beiden Söhne mit einem Grußwort sicherlich nicht schlecht über ihren Vater reden. Das Ganze werde ein „außergewöhnliches Ereignis“, verspricht das Museum.
Das wird es ganz bestimmt. Vielleicht lernen die Technik-Fetischis-ten dabei sogar noch ein wenig über Museumspädagogik und die deutsche Geschichte.
Christoph Dowe
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