: Niemand ist Ausländer
Über Rechtsradikale im Internet ist auch an dieser Stelle schon seitenlang geschrieben worden. Aber was machen die anderen, die keine Ausländer hassen? Eine mögliche Antwort darauf gibt die Adresse www.polylog.org. Dahinter steckt die durchaus selbstständige Onlineschwester der Zeitschrift Polylog, die von der Wiener Gesellschaft für interkulturelle Philosophie herausgegeben wird.
Damit ist das Niveau bezeichnet, auf dem hier der interkulturelle Dialog fortgesetzt wird, der in der Tagespolitik abhanden gekommen ist. Es gibt keine Ausländer, sondern lediglich verschiedene Traditionen des Lebens und Denkens, die sich im Zuge der Globalisierung nicht mehr ohne weiteres den Nationalstaaten zuordnen lassen.
Zumindest diese Website legt diesen Gedanken nahe. Sie führt hervorragend in das Konzert globaler Philosophien ein mit Denkansätzen von ausgezeichneten Autoren aus mehreren Kontinenten. Man kann sie in Deutsch, Englisch und Spanisch lesen. Vieles ist aus der Wiener Zeitschrift übernommen, manches ist eigens für das Internet verfasst. Die Chefredaktion liegt in der Hand von Bertold Bernreuter, der angibt, in Münster, Wien, Mexiko-Stadt und München Philosophie, Germanistik und Geografie studiert zu haben. Über die interkulturellen Leistungen des Internets selbst macht er sich klugerweise keine Illusionen. Er schreibt: „Auch die vibrierende Intertextualität eines World Wide Web ist kein Garant für eine Kommunikation, die mehr darstellte als ein bloßes Austauschen von Zeichen. Verstehen oder gar Verständigung gibt’s nicht als Update.“ Stimmt, aber als eine solche Website schon – obwohl sich just der Menüpunkt „Diskussionsforum“ noch im Aufbau zu befinden scheint. Das wird sich sicherlich bald ändern, und Stoff für Beiträge liefern die jetzt veröffentlichten Aufsätze überreichlich. niklaus@taz.de
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen