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Musikexpress ohne Sounds

Der Springer-Verlag startet eine neue Offensive auf den Markt der Musikmagazine

Jürg Marquard dürfte sich wundern. In den 70er-Jahren hatte er als Chefredakteur der selbst gegründeten Pop-Postille Pop begonnen, heute steht ist er Geschäftsführer seiner Verlagsgruppe (MVG), die neben osteuropäischen Zeitungen bis zu Cosmopolitan und Shape alles verlegt, was hochglänzt und Geld bringt.

Als ihm zuletzt PopRocky unter den Fingern wegstarb und auch PopCorn darbte, verkaufte er seine Jugend- und Musiktitel im Herbst vergangenen Jahres an den Axel Springer Verlag (ASV), darunter auch Musikexpress/Sounds und das Metal-Magazin Hammer. Springer gründete eigens die AS Young Media, um die siechen Objekte wieder konkurrenzfähig zu machen. Nun, ein Jahr nach der Übernahme, konkretisieren sich die Pläne. Springer lässt Marquards altes Heimatblatt Pop wieder auferstehen und will es ab Mitte September gegen die ohnehin kränkelnde Bravo (Bauer Verlag) ins Rennen schicken – wo, Ironie der Stunde, mit Uli Weißbrod gerade ein ehemaliger PopCorn-Chefredakteur die Geschicke leitet. Ehrgeiziger noch sind Springers Maßnahmen im Bereich der Musiktitel: Der ursprünglich holländische Titel Musikexpress, seit Anfang der 80er-Jahre mit dem legendären Sounds zum mediokren ME/Sounds zusammengespannt, wird ab der kommenden Ausgabe wieder „alleine“ erscheinen.

Sounds, bei dem in frühren Tagen Koryphäen wie Diedrich Diederichsen schrieben, soll „in absehbarer Zeit“ (Springer) wieder als eigenständiges Magazin erscheinen. Verantwortlich ist Sven Mevissen, vormals L. A.-Korrespondent für diverse MVG-Titel. Worauf genau der Angriff auf einen gesättigten Markt abzielen soll, ist noch unklar. Spex fürs Volk oder doch lieber Rolling Stone für Arme, seriöser Musikjournalismus oder Lifestyle – vielleicht sogar beides? Sounds wird’s schwer haben, auch wenn dort garantiert kein Diederichsen mehr schreibt. ARNO FRANK

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