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Greenpeace sorgt für „Ölspur“

Mit Protestaktionen an Tankstellen des TotalFinaElf-Konzerns machten Umweltschützer gegen Pipeline-Lecks in Russland mobil. Jährlich versickern dort 15 Millionen Tonnen Öl

BERLIN taz ■ Greenpeace-Gruppen haben am Sonnabend in 30 Städten an Total-, Fina- und Elf-Tankstellen gegen die Umweltverschmutzung in den russischen Ölfördergebieten protestiert. In Frankfurt am Main, Stuttgart, Düsseldorf, Leipzig oder Hannover sind Umweltaktivisten mit dem Fahrrad, Skates oder zu Fuß von Tankstelle zu Tankstelle gezogen. Sie haben dabei schwarz gefärbtes Wasser aus Ölfässern tropfen lassen und eine lange „Ölspur“ hinter sich her gezogen.

„Was wir nur symbolisch durch eine ‚Ölspur‘ darstellen, ist in Russland bitterer Alltag“, sagt Volker Gaßner von Greenpeace. „In Westeuropa erschrecken wir uns nach einem Tankerunfall über ölverschmierte Vögel an unseren Urlaubsstränden – aber in Russland passieren Ölverseuchungen in solchem Ausmaß täglich.“ Die Tankstellen-Aktion ist Teil einer seit Wochen laufenden Kampagne von Greenpeace gegen Lecks in russischen Öl-Pipelines. Mit jeder 50-Liter-Tankfüllung versickerten rund zehn Liter Rohöl in russischem Boden, rechnet die Umweltorganisation vor. „Was die Autofahrer bei Elf tanken, hinterlässt da, wo es herkommt, ganze Mondlandschaften aus Öl“, sagt Gaßner.

Greenpeace verlangt, dass die Mineralölkonzerne Total/Fina und Elf Aquitaine, beides Tochterunternehmen des französichen Ölmultis TotalFinaElf, eine Mitverantwortung für ihre russischen Zulieferfirmen übernehmen. Gaßner: „Wer wie Elf russisches Erdöl kauft, verarbeitet und damit Millionen-Gewinne erzielt, ist mitverantwortlich für die katastrophalen Umweltschäden im Herkunftsgebiet seines Öls.“

Einige Pipelines führen aus Russland direkt zur Raffinerie in Schwedt, an der neben Elf auch Ruhröl, DEA, Agip und Total/Fina Anteile haben. In der MIDER-Raffinerie von Elf in Leuna verarbeitet der Konzern laut Greenpeace fast ausschließlich Öl, das in Westsibirien unter „katastrophalen Bedingungen“ gefördert werde. Deutschland beziehe jährlich etwa ein Drittel seines Erdöls aus Russland. Elf Aquitaine verarbeite in Ostdeutschland den Hauptteil der Importe.

Im hohen Norden Russlands werden pro Jahr rund 15 Millionen Tonnen Erdöl freigesetzt, die Wälder, Seen und Flüsse der Taiga und Tundra verseuchen. Auch die Bevölkerung wird zunehmend Opfer der Umweltvergiftung: Die Lebenserwartung sank in den letzten Jahren von 61 auf 45 Jahre. Die Zahl der Krebserkrankungen nahm deutlich zu. Greenpeace-Öl-Experte Christian Bussau: „Während Elf seine blitzblanken Raffinerien und Tankstellen anpreist, macht das ölige Trinkwasser die Russen krank.“

Greenpeace hat sich bereits schriftlich an Elf gewandt, um Fragen nach der Produktverantwortung und den internationalen Umweltstandards sowie nach einer Reparatur der Ölrohre zu klären. Der Fragen-Katalog habe sich speziell auf die Komi-Region und Westsibirien bezogen. Ihm seien Fotos beigelegt worden, die offene Öllachen in den betroffenen Regionen dokumentierten. Elf aber habe laut Greenpeace auf die Pipeline-Betreiber und Förderfirmen verwiesen, weil der Konzern in Russland selbst keinerlei eigene Geschäftsaktivitäten habe.

Seit Beginn des Monats haben 30 Greenpeace-Aktivisten aus sieben Ländern in Westsibirien rund 50 Tonnen ausgelaufenes Rohöl wieder eingesammelt. „Wir haben in Sibirien die Arbeit gemacht, die wir von Elf und seinem russischen Geschäftspartner Tjumen Oil erwarten“, sagt Christian Bussau.

Greenpeace forderte in einer Erklärung die westlichen Mineralölkonzerne auf, gemeinsam mit den russischen Ölfirmen Umweltstandards für Ölförderung und -transport zu entwickeln und umzusetzen.

CHRISTOPH KRAUSE

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