Öö ... äähh ... öö-ääh ... öö-ääh

■ Wenn Franz Beckenbauer faselt, schneidet Arnd Zeigler mit. Der Radio-Bremen-4-Moderator hat seine zweite Sammlung mit Fußball-Miniaturen auf CD veröffentlicht

Armer Andy Möller. Da biste 90 Minuten auffen Platz, läufst dir die Lunge ausm Hals, und dann musstde auch noch Reporterfragen beantworten. Das klingt dann so: „Mein Problem hechel hechel ist, dass ich hechel hechel immer sehr selbstkritisch bin, hechel hechel auch mir selbst gegenüber.“ Und dann wird so ein Satz auch noch für alle Zeiten verewigt und zur allgemeinen Belustigung veröffentlicht. Schuld ist Arnd Zeigler.

Der fußballbesessene „Deutschmacher“ und Radio-Bremen-4-Moderator hat in seiner Juke-Box geblättert und sich aufgeschwungen, eines Tages der würdige Nachfolger des Miniaturensammlers Michael Augustin zu werden. Rund 600 Fußballschallplatten und CDs sowie alle Bundesligasammelalben seit 1963 nennt Zeigler sein Eigen. Aus diesem Archiv sowie aus ungezählten Fußballer- und Reporter-O-Tönen gewinnt er das Material für seine soeben erschienene zweite CD namens „Kult-Fussball“.

Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs steckt voller Überraschungen. Singende, reimende und philosophierende Trainer, Fußballer und Reporter sind da auf der CD und in einem Booklet zu entdecken. Überwogen auf der ersten CD „Kult-Fussball“ noch die Songs, bildet diesmal das gesprochene Wort den Schwerpunkt.

Und das geht so: „Öö ... äähh ... öö-ääh ... öö-ääh“ und andere Fetzen sind das, was Zeigler von den Reden berühmter Experten wie Franz Beckerbauer und Loddar M. übrig lässt. Die Überraschung dieser Collagen liegt allerdings mehr in ihrer versteckten Musikalität – sagen wir mal: Schäfchen-Rap. Entlarvend aber sind sie nicht mehr. Kein Wunder: Denn seit Jahren boomt der Fußball. Es steigen die Umsätze, Spielergehälter, Zuschauerzahlen, TV-Live-Übertragungen und die Anzahl langweiliger TV-Spielberichte. Mit diesem Fußball-Boom kam auch dessen Parodie in Mode, und Arnd Zeigler hat in seiner von mehreren ARD-Sendern übernommenen Bundesliga-Vorschau kräftig daran mitgewirkt. So sind viele Gags schon gemacht, Stars schon vom Sockel gestürzt oder wie Lothar Matthäus inzwischen verblasst. Trotz einiger fehlbesetzter Opfer hat Zeigler auf seiner CD jede Menge Perlen versteckt.

Werte Fußballgemeinde, wir ahnten es ja schon immer, welch einen Stuss die Herren Hansch und Dahlmann und, sofern die Öffentlich-Rechtlichen mal übertragen dürfen, auch die Kollegen Fassbender und Hartmann faseln. Aber erst in geballter Form ist der Schmarren zum Brüllen. Über den Ball an sich erfahren wir in einer Montage: „Der Ball ist gefährlich/er flattert/er hat sich geöffnet/er eiert etwas/er fängt zu schnurren an/ja, da möchte man Ball sein.“ Das klingt im O-Ton natürlich besser. Gleiches gilt für die Musikstücke auf der CD. Nicht alle Fußballer produzieren solch einen musikalischen Sondermüll wie Sepp Maier – Kicker wie Terry Venables oder Pelé können sogar erschreckend gut singen.

Trotz ähnlicher Sammlungen hat die Zusammenstellung von Zitaten das größte Potenzial, Bauchmuskelkater zu erzeugen. 250 schlaue Sprüche hat Zeigler im Booklet zusammengetragen. Zum Beispiel: „Jeremies ist kein Eilts! – Heribert Fassbender. „Bedenken Sie: der Häßler ist kein Ziege! – Wieder Heribert Fassbender, der kein Huberty ist. Oder: „Ja, gut, es gibt nur eine Prognose: Sieg, Unentschieden oder Niederlage!“ Franz Beckenbauer. Oder auch: „Ich mache nie Voraussagen und werde das auch niemals tun.“ – Paul Gascoigne. Oder schließlich: „Der FC Tirol hat eine Obduktion auf mich.“ – Peter Pacult. Gut, dass Zeigler das mal alles so hochsterilisiert hat. ck

Arnd Zeigler, „Kult-Fussball“, „Nova Tekk“; Preis 29,95 Mark.