: MuckerInnentum
■ Die Schlagzeugerin Cindy Blackman tritt heute mit ihrer Band in der Fabrik auf
Cindy Blackman? Nie gehört. Aber immerhin bestimmt schon mal gesehen. Schliesslich spielt Frau Blackman seit ein paar Jahren in der Band von Lenny Kravitz, und wie man weiß, legt dieser Herr viel Wert auf sehr gut aussehende BegleitmusikerInnen für seine Bühnenshows. Bei Frau Blackman kommt noch dazu, dass sie ein Instrument beherrscht, das viel zu selten von Frauen bespielt wird, nämlich das Schlagzeug (oder die „Batterie“, was im Französischen gleich noch mitimpliziert, dass ohne Schlagzeug gar nichts läuft).
Schade nur, dass die Kompositionen von Herrn Kravitz selten interessantere Figuren zulassen als stramme 4/4. Doch einem geschenkten Gaul schaut man nimmer ins Maul, dachte sich Cindy Blackman, die bereits im Jahre 1978 in Boston als hoffnungsvolles Talent galt und die heute in New York zu den besten Jazz-DrummerInnen zählt, und frönt nebenbei ihrer großen Jazz-Leidenschaft.
So auch auf dem 1990 eingespielten Trio + Two-Album, wo sie von Santi Debriano (Bass) und Dave Fiuczynski (git) begleitet wird. Derart gepflegter Jazzrock würde sich prima zum Abwaschen und Badnehmen eignen, wenn die rumgniedelnde Gitarre und das nervige Alto Sax nicht wären. Beeindruckend nur, was Cindy Blackman selbst da aus den Ärmeln schüttelt: feinste Zitter-Triolen, Blätterrascheln und Milchaufschäumen – so nennt man das, was Jazz-SchlagzeugerInnen auf der Snaredrum fabrizieren, in Nicht-Jazzer-Kreisen.
Heute spielt die Dame mit Victor Bailey am Bass, Gitarrist David Gilmore (nein, nicht der von Pink Floyd) und Keyboarder Carlton Holmes als Cindy Blackman Group. Laut Info wird da eine „explosive Mischung aus Funk-, Fusion und Metalmusic“ geboten, was ja leider doch wieder viel mehr nach Moneyman Lenny Kravitz klingt und möglicherweise das Prädikat „MuckerInnentum unterster Kajüte“ nahelegen dürfte.
Barbara Schulz
heute, 21 Uhr, Fabrik
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