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Auszahlung auf Umwegen

Katholische Kirche möchte Zwangsarbeiter nach eigenem Gusto entschädigen. Stiftung verärgert

von COSIMA SCHMITT

Nun zahlt sie doch, lächerlich spät allerdings, wie ihre Kritiker meinen, und dann auch noch in eigener Regie: Die katholische Kirche will ihre einstigen Zwangsarbeiter mit 5 Millionen Mark entschädigen. An der Stiftung von Bundesregierung und Wirtschaft wird sie sich aber nicht beteiligen. Die Summe soll direkt an die Arbeiter gehen, die während der NS-Zeit unfreiwillig und für wenig Lohn auf kirchlichen Ländereien, in Klöstern und Weinbergen schufteten. 5 weitere Millionen sollen an kirchliche Einrichtungen fließen, die sich für Versöhnung einsetzen, sagte gestern in Mainz Karl Lehmann, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

Für die Entschädigung der früheren Zwangsarbeiter werde die Caritas zuständig sein, kündigte Lehmann an. Dies halten die Katholiken für sinnvoller, als sich an der Regierungs-Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ zu beteiligen. Nur dann, so Lehmann, erreiche die Hilfe wirklich ihre Adressaten – nämlich die Arbeiter, die von der Kirche zwangsbeschäftigt wurden: „Fremdarbeiter in kirchlichen Einrichtungen sind im Stiftungsgesetz ausdrücklich nicht erfasst.“

Dieser Einwand sei eindeutig falsch, sagt hingegen Wolfgang Gibowski, der Sprecher der Stiftungsinitiative. „Im Gesetz ist ganz klar verankert, dass auch landwirtschaftliche Zwangsarbeiter einbezogen werden sollen“, sagte Gibowski der taz. Die Begründung sei nur vorgeschoben, weil man sich nicht zu den Fehlern der Vergangenheit bekenne: „Die katholische Kirche will nicht eingestehen, dass sie in das Unrechtssystem der Nazis eingebunden war.“ Auch Michael Witti, Anwalt von NS-Opfern, warf der katholischen Kirche vor, einen gesellschaftlichen Konsens zu ignorieren, „nämlich die Entschädigung über das Stiftungsgesetz zu leisten“. Außerdem habe die Kirche „lächerlich lange“ gebraucht, um sich „zu Leistungen zu bekennen“.

Die Evangelische Kirche in Deutschland hatte bereits im Juli erklärt, sie werde zehn Millionen Mark in den Fond einzahlen. Außerdem hat sie keine Bedenken, die Zahlungen könnten nicht die einstmals Geschädigten erreichen: „Wir werden darauf achten, dass frühere Zwangsarbeiter das bekommen, was ihnen zusteht“, sagte Hannes Schoeb, der stellvertretende Sprecher der evangelischen Kirche.

Die Katholiken hingegen fanden es zunächst nicht notwendig, sich an einer Initiative zu beteiligen: Noch im Juni hatte der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz erklärt, die bisherigen Widergutmachungsbemühungen seien ausreichend gewesen. Nun jedoch, so Lehmann, sei die „Zwangsarbeiterproblematik zur gesamtgesellschaftlichen Herausforderung“ geworden. Zwar habe die katholische Kirche Zwangsarbeiter nicht flächendeckend beschäftigt, sondern lediglich ausnahmsweise. Aber natürlich forsche man weiter, so die Bischöfe.

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