: Tobende Wogen in Ihlpohl
■ Durchfahrtsverbot spaltet noch immer den Ritterhuder Ortsteil
Emotional ging es auf der Bürgerversammlung in der Ihlpohler Grundschule zu. „Ach, halt doch die Klappe!“ „Dich sollten sie gleich als Erstes mit dem Auto überfahren.“ So brüllten sich die erregten Anwohner an. Nachdem eine Bürgerinitative vor sieben Wochen ein Durchfahrtsverbot am Anfang der Hauptdurchgangsstraße „Alter Postweg“ durchgesetzt hatte, sind die Bürger des Ritterhuder Ortsteils zerstritten. Bei der Versammlung, auf Einladung von Bürgermeister Ingo Kurth (SPD), machten sich die Ihlpohler nun Luft.
Das Problem aus Sicht der Befürworter des Durchfahrtsverbotes: Die Autos rasen so schnell durch die Tempo-30-Zone und über das Kopfsteinpflaster, „dass man aus dem Bett fällt“. Viele Raser würden die 30-Zone auch gerne nutzen, um die zwei Ampeln der parallel laufenden Bundesstraße zu umfahren. Die Gegner der Initative sagen: „Wir müssen Umwege fahren und die anderen kleineren Straßen werden dadurch stärker belastet.“
In Zahlen wäre die Entscheidung einfach: Die Gegner sammelten 400 Unterschriften, die Befürworter des Durchfahrtsverbotes nur 80. „Doch hier kann es nicht nur nach Mehrheiten gehen“, versuchte Ingo Kurth zu vermitteln. Denn die Anwohner leiden besonders stark unter dem Verkehrslärm.
Jetzt soll sich ein Arbeitskreis mit dem Thema beschäftigen und ein Verkehrskonzept erstellen, mit dem alle einverstanden sind. So schloss der Abend mit dem Aufruf des Bürgermeisters zur Beteiligung an einer Arbeitsgruppe. Zu der Frage, wie die genaue Zusammensetzung des Arbeitskreises aussehen wird, gab es noch keine Angaben.
Warum die Gemeinde nicht schon vor der Aufstellung der Schilder die örtliche Situation prüfen ließ, konnte der Bürgermeister nicht beantworten. Kurth sagte, er wolle nur vermitteln und sei eigentlich gar nicht zuständig, denn ob die Schilder tatsächlich abmontiert werden, entscheide ja der Landkreis. Sein Ziel sei es ein Konzept zu haben, mit dem sich alle einverstanden erklären könnten. chs
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen