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Manila hat militärische Option

Washington besteht im Entführungsfall Schilling anders als die Bundesregierung im Fall Wallert nicht auf friedlicher Lösung der Geiselkrise in Jolo. Fischer will Gaddafi besuchen

BERLIN taz/dpa ■ Im Fall des in den Südphilippinen entführten US-Bürgers Jeffrey Schilling stehen der Regierung in Manila im Umgang mit den Geiselnehmern der Rebellengruppe Abu Sayyaf alle Optionen offen. Denn im Unterschied zu den Regierungen der westlichen Touristen, die am Ostermontag von Abu Sayyaf nach Jolo entführt worden waren, drängt die US-Regierung die Philippinen nicht zum Verzicht auf militärische Mittel. Dies hatte die deutsche Regierung im Fall der entführten Familie Wallert mehrfach getan.

„Die USA sagen, dies ist eine innere Angelegenheit der Philippinen, und so behandeln wir sie auch“, sagte gestern Präsidentenberater Ronaldo Zamora in Manila. Damit verfügt die philippinische Regierung im Fall Schillings über eine militärische Option, obwohl noch sechs westliche und mindestens sechzehn philippinische Geiseln aus den bisherigen Entführungen in der Hand der Abu Sayyaf sind.

Nach Erkenntnissen der Regierung wurde Schilling von einer anderen Abu-Sayyaf-Gruppe entführt als die anderen verbliebenen Geiseln, die sich in der Hand des Rebellenführers Galib Andang alias „Commander Robot“ befinden. Trotzdem dürfte ein Militäreinsatz im Fall Schillings wohl erst dann realistischer werden, wenn zumindest die anderen westlichen Geiseln frei sind. Denn sonst könnte ihre nach Angaben des Chefunterhändlers Roberto Aventajado baldige Freilassung oder gar sie selbst gefährdet werden.

Die USA lehnen Verhandlungen mit den Entführern Schillings ab. Washington gibt jedoch nicht zu erkennen, ob es einen militärischen Einsatz philippinischer oder sogar eigener Kräfte wünscht. Die letzten US-Truppen zogen erst 1992 aus der früheren amerikanischen Kolonie ab. Ein US-Einsatz stößt in den Philippinen auf große nationalistische Vorbehalte und dürfte vor allem im Fall des Scheiterns den Rebellen großen Auftrieb geben. Sich hinter der philippinischen Regierung bedeckt zu halten ist deshalb wahrscheinlich das Beste, was Washington zur Zeit machen kann.

Die libysche Regierung lässt derweil durchblicken, dass sie auch im Fall Schillings bereit ist, mit den Entführern über eine Freilassung gegen „Entwicklungshilfe“ zu verhandeln. „Doch die USA sollten uns darum bitten“, sagte der libysche Botschafter in Manila, Salem Adam. Washington hatte die Lösegeldzahlungen Libyens im Fall der anderen Geiseln scharf kritisiert.

Die Entführer Schillings fordern die Vermittlung Libyens, aber bizarrerweise auch von Nordkorea, dem Irak und der „Republik China“. Hinter letzterer verbirgt sich das nur von wenigen Staaten, darunter keinem der involvierten, offiziell anerkannte Taiwan. Dies lässt darauf schließen, dass die Entführer eher Kriminelle denn politische Extremisten sind. Der philippinische Verteidigungsminister Orlando Mercado geht denn auch davon aus, dass sich die Forderungen der Entführer letztlich auf Lösegeld reduzieren.

Bundesaußenminister Joschka Fischer, der sich mehrfach lobend über Libyens Vermittlung im Fall der Wallerts äußerte, will den libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi besuchen, wenn auch Marc Wallert freigelassen wurde. Das betonten gestern Regierungskreise in Berlin.

SVEN HANSEN

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