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Macht es endlich: Öffnet die Gullideckel!

Eine philosophische Betrachtung von Format erreichte uns gestern aus der Neustadt. „Gerade die Sicht auf Wasser sollte man nie versperren“, ist Markus Haacke, der Pressesprecher der CDU-Neustadt, überzeugt. Er fordert deshalb: „Die Mauer muss weg“ und meint Sol LeWitts Kunstwerk „Outdoor Piece for Bremen“ an der Bürgermeister-Smidt-Brücke gegenüber dem Neuen Museum Weserburg. Zur Güte schlägt die CDU-Neustadt eine Verlegung der Mauer „beispielsweise in die Neustädter Wallanlagen“ vor.

Wieder einmal bewahrheitet sich das alte Sprichwort „Ein Philosoph ist nie doof“. Denn die Sicht auf Wasser sollte man in der Tat nie, nie, niemals versperren. Schon als Jesus übers Wasser ging, sagte er: „Euch wird eines Tages der Teufel erscheinen und die Sicht aufs Wasser versperren. Betet und wartet auf Haacke!“ Die Zeit, o Jünger, ist nun gekommen, und deshalb verbrüdern wir uns hiermit zur „Aktion W“, die den Kampf gegen die Sichtblenden vor Wasserläufen aufnimmt.

Zunächst, Bruder Haacke, reißen wir alle Gullideckel aus den Straßen und schütten sie auf zu einem Kunstwerk – beispielsweise in den Neustädter Wallanlagen. Gleich im Anschluss sind die Deiche dran: Weg mit dem Ochtumdeich, weg mit dem Osterdeich, weg mit allen Deichen zwischen Greetsiel und Sankt-Peter-Ording. Im Anschluss an ein Dekret zum Verbot aller Regenschirme und Kapuzen sowie aller Mineralwasserflaschendeckel nimmt sich die medizinische Abteilung der Aktion W den Menschen selbst vor: Unter dem Motto „Freie Sicht, freie Blase“ entfernt sie uns mit wenigen geschickten Schnitten die Bauchdecke und ersetzt sie durch eine hübsche Transparentfolie. Die Aktion W begeht diesen Aufbruch ins Reich der himmlischen Freiheit mit einem großen Fest – beispielsweise in den Neustädter Wallanlagen.

ck/Foto: Julia Baier

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