: Schlechte Noten für Wirtschaftsförderer
■ In einer Umfrage unter Unternehmern kommt Bremens Wirtschaftsförderung schlecht weg / Schon 1997 kamen die Gutachter von McKinsey zu demselben Ergebnis: zu lahm und ineffizient
Die Bremer Wirtschaftsförderung ist gut, die bremischen Unternehmer haben es nur noch nicht gemerkt. Auf diesen knappen Nenner lässt sich die Reaktion des Bremer Wirtschaftssenators Josef Hattig auf eine Untersuchung bringen, die die Bertelsmann-Stiftung und die Zeitschrift Impulse in Auftrag gegeben haben. Experten der Dortmunder Beratungsfirma Exper-Consult hatten 2.500 Unternehmer bundesweit befragt, davon 100 in Bremen, und eine Bewertungsskala der Großstädte nach unterschiedlichen Gesichtspunkten zusammengestellt. Ergebnis: Insgesamt bewerten die befragten Unternehmer die Wirtschaftsförderung in Bremen mit der Note „3,1“, noch schlechter steht in der Reihe der 25 Städte nur Bochum da. Bielefeld und München führen in der allgemeinen Bewertung mit den Noten 1,3 oder 1,5. Dieses schlechte Ergebnis bestätigt sich durchaus in speziellen Beurteilungen. Bei der „Fachkompetenz“ der Wirtschaftsförderung liegt Bremen mit „2,8“ ganz am Ende der Skala, bei der „schnellen Reaktion“ belegt es den vorletzten Platz - gefolgt nur von Bochum.
Die Befragungen sollten nur subjektive Bewertungen erfassen. Offenbar ist die Stimmung bei Bremens Unternehmern eher kritisch. „Bremen hat längst gehandelt“, erklärte Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) trotzig zu den Ergebnissen der Umfrage. Die Wirtschaftsförderung sei neu organisiert worden, „aber es braucht Zeit, bis neue Instrumente vollständig greifen und vor allem, bis sich das herumgesprochen hat.“ Haben die „neuen Instrumente“ noch nicht gegriffen oder hat es sich nur nicht herumgesprochen?
Bremen hatte die Effizienz seiner Wirtschaftsförderung einmal durch die Berater von McKinsey untersuchen lassen, und die kamen 1997 zu einem ähnlich schlechten Ergebnis: „Nicht kundenorientiert“ sei Bremens Wirtschaftsförderung, hatte McKinsey sehr höflich zusammengefasst, es fehle an Kos-tenbewusstsein, an Transparenz und an „echtem Leistungsdruck“ in der Bearbeitung von Unternehmer-Anfragen. „Folge ist, dass die Mittel nicht optimal eingesetzt werden.“ Für einen neuen Arbeitsplatz werfe der Senat zwischen 7.500 und 140.000 Mark Fördermittel aus; die Spanne sei nicht nachvollziehbar. Investitionsvorhaben würden im Durchschnitt 101 Tage bei den Behörden liegen, bevor der Unternehmer eine Entscheidung über seinen Antrag habe, stellten die McKinsey-Gutachter damals fest. Und in einem internen Brief rügten sie die Strategie der Förderung: Pauschale Zuwendungen begründeten oft nur „Mitnahme-Effekte“, Standortentscheidungen der Unternehmen seien selten durch „kurzfristige Subventionen“ zu korrigieren. Intelligenter sei es oftmals, Fördermittel beispielsweise zur Hilfe bei der Lösung von Management-Defiziten anzubieten. Der Unternehmer Peter Braun, dessen FDP die McKinsey-Studie gefordert hatte, kommentierte 1997 die damalige Gutachter-Feststellung mit den Worten: „Die mangelnde Effizienz der Bremer Wirtschaftsförderung ist seit langem allen Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft bekannt.“
Die Befragung von Exper-Consult hat nicht die Strukturen der Wirtschaftsförderung untersucht, wie damals McKinsey, sondern nur Unternehmer gefragt, wie sie die Praxis wahrnehmen. Für Josef Hattig ist das Ergebnis „eine Aufforderung, die begonnene Neuordnung unbeirrt und beschleunigt festzusetzen“. K.W.
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