: Rechte Demos im Dauerstau
Neonazis versuchten es in Neumünster. Sie wurden gestoppt, wie auch in Siegburg
HAMBURG/BERLIN taz/dpa ■ „Kehrt marsch“ befiehlt Christian Worch seinen „Kameraden“. Eine Blockade des „Bündnisses gegen Rechts“ beendet ihren Marsch durch Neumünster. Unter dem Motto: „Erhalt dem Club 88“ hatte der Hamburger Führer des bundesweiten Netzwerkes der Freien Nationalisten in der schleswig-holsteinischen Kleinstadt den Aufmarsch für den „Club 88 - the very last resort“ am Samstag angemeldet.
Der Clubname ist Programm und heißt decodiert: „Club Heil Hitler – der allerletzte Ausweg“. Doch nach 900 Metern müssen die aus Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und dem Ruhrgebiet angereisten Nazis zum Auftaktplatz zurückmarschieren. Sie kommen nicht gegen die Blockaden der über 500 Gegendemonstranten an. Das „Bündnis gegen Rechts“ hatte sich kurz vor der Neonazidemo zu einer von IG Metall, SPD, GAL und Antifa-Gruppen unterstützten Kundgebung versammelt. „Ich fordere die Polizei auf, unsere genehmigte Demonstration durchzusetzen“, verlangt Worch über den Lautsprecher. Hatten die über 800 Polizeibeamten ihnen zuvor immer wieder die Straße freigerämt, ordnete die Einsatzleitung nun die Rückkehr an. „Wir wollten eine Eskalation vermeiden“, begründet Einsatzleiter Jürgen Unger. Vorher waren Polizisten und Neonazis bereits mit Steinen beworfen worden. Heute entscheidet die Stadt, ob der Club geschlossen wird.
Auch in Siegburg und Frankfurt (Oder) versuchten Neonazis, zu demonstrieren. In Siegburg bei Bonn wollte ein „Bündnis für Deutschland“ Sympathisanten unter rechtsgerichteten Slogans und Spruchbändern sammeln. Knapp 20 kamen, wo mit 1.000 Teilnehmern gerechnet worden war. Die Polizei dagegen zeigte sich mit 2.000 Mann. Sie sperrte die Stadt großräumig ab und 200 Gegendemonstranten aus. Beim „5. Brandenburger Tag“ in Frankfurt nahm die Polizei am Samstag elf NPD-Fans vorläufig in Gewahrsam. Nach den Gründen befragt, sagte ein Sprecher: „Wir mussten davon ausgehen, dass sie eine Demonstration veranstalten wollten.“ Die Männer, zwischen 17 und 30 Jahren alt, sind wieder auf freien Fuß. ANDREAS SPEIT
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