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Virtuelle Zirkelschlüsse

■ Bremen im Internet-Bann: 500 Gäste kommen zum Media@Komm-Kongress „Virtuelle Rathäuser“ und bremen.de wächst um eine Ärzte-Suchmaschine

Nächste Woche soll es endlich losgehen: Dann soll man in Bremen die ersten Behördengänge über das Internet abwickeln können. Voraussetzung für den Spaß: Der Bürger muss über eine Plastik-Karte mit einer „digitalen Signatur“ verfügen, ein Lesegerät haben und, wenn er auch gleich seine Geburtsurkunde bezahlen will, seine Geldkarten-Funktion auf der ec-Karte aufgeladen haben. Das kündigte gestern Finanzsenator Hartmut Perschau (CDU) am Rande des derzeit in Bremen stattfindenden Kongresses „virtuelle Rathäuser“ an. Rund 500 Kongressteilnehmer wollen sich bis heute über den Entwicklungsstand des Media@Komm Projektes zur Einführung der digitalen Signatur austauschen.

Mit zunächst 15 „Geschäftsvorfällen“ will die bremen online services GmbH (bos), die in Bremen für die Einführung der digitalen Signatur zuständig ist, jetzt den Startschuss geben. Damit kann man etwa Geburts-, Abstammungs-, Heirats- oder Sterbeurkunden per Internet bestellen, Adress- oder Namensänderungen der BSAG, Sparkasse oder der swb Enordia mitteilen oder ein Nachsendeantrag bei der Post stellen. Bis zum Jahr 2002 sollen über 70 solcher Dienste im Internet verfügbar sein.

Bis dahin ist es noch ein weiter Weg: Das Flaggschiff der Projektler, die digitale Ummeldung beim Umzug, kann noch nicht in Betrieb gehen, weil die Bremer Politik verschlafen hat, die nötigen Änderungen im Meldegesetz rechtzeitig durchzuführen. Um die Akzeptanz der Bürger zu fördern, sollen ab Oktober Computer in Bürgerhäusern, Internet-Cafes und Ortsämtern aufgestellt werden, an denen man den Karten-Einsatz üben kann. Bei den Betreuern der Computer kann eine digitale Signaturkarte beantragt werden. Bisher war das in Bremen umsonst, jetzt soll es zehn Mark kosten, mit Kartenlesegerät und Software 30 Mark.

Auch das Stadtinformationssys-tem bremen.de, die große Schwes-ter des Media@Komm-Wettbewerbs, hatte gestern Neues zu berichten. So sind ab sofort alle Bremer Ärzte im Internet-Verzeichnis Bremens zu finden (www.bremen. de/aerzte). Die Nutzer können sich Ärzte nach Fachrichtungen, Stadtteil oder dem Kriterium „rollstuhlgerechte Praxis“ aussuchen. Auch die Suche nach einer türkischsprachigen Frauenärztin klappt.

Den „Ärzte-Navigator“ organisiert hat für die Ärztekammer und die Kassenärztliche Vereinigung die Firma i2dm. Das Startup-Unternehmen, eine Ausgründung der Universität, ist seit kurzem im Gespräch, weil es gerne Anteile an bremen.de bei dessen geplanter Privatisierung übernehmen möchte. Doch die i2dm-ler haben nicht nur Freunde: Früher nämlich haben sie den Aufbau von bremen.de mitorganisiert. Seit der Ausgründung bieten die i2dm-ler auf dem Markt an, was sie zu früheren Zeiten gelernt und entwickelt haben. Strittig ist nun, wem die Rechte für die Entwicklungen gehören.

Doch strukturpolitische Gründe könnten für eine Aufnahme von i2dm in das Konsortium sprechen. 64 Prozent des kleinen Unternehmens gehören der bundesweit agierenden Beratungsfirma pdv, die in Bremen vorerst kleine Brötchen backt. Um das Renommee-Unternehmen stärker an Bremen zu binden, würde eine Beteiligung von i2dm an bremen.de vielleicht Sinn machen. Eigentlich hätte ja die bos sehr gerne bremen.de übernommen – um für das Media@Komm-Projekt über das Portal bremen.de zu verfügen. Das gelang nicht – so heißt die Adresse für digitale Signatur vorerst www.bremer-online-services.de. cd

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