: T-Online kauft ein
Mit Übernahme des spanischen Providers Ya.com baut die Telekom-Tochter ihre Vormachtstellung in Europa aus
BERLIN taz ■ Wie die Deutsche Telekom selbst, so ist auch deren Tochter T-Online auf Expansionskurs: Ya.com, das zweitgrößte spanische Internetportal, wechselte gestern für 550 Millionen Euro – mehr als eine Milliarde Mark – in den Besitz des Telekom-Sprösslings. Finanziert wird der Neuerwerb größtenteils über eine Kapitalerhöhung: 15,25 Millionen neue Aktien sollen an die Ya.com-Aktionäre ausgegeben werden. Laut T-Online ist die Aktienemission 450 Millionen Euro wert. Zusätzlich sollen 100 Millionen Euro in bar fließen.
Erst im Februar hatte T-Online, in Europa die Nummer eins und weltweit nach AOL die Nummer zwei unter den Internetanbietern, durch den Kauf des französischen Club Internet seinen virtuellen Zugang zum westlichen Nachbarland gesichert. 500.000 fest registrierte Kunden hat T-Online dort bislang hinzugewonnen.
In Österreich brachte die erst kürzlich erfolgte Gründung von T-Online AT 50.000 Abonnenten, in der Schweiz will T-Online Ch im Oktober eine Werbekampagne starten. Auch auf den britischen Markt hatte die Telekom-Tochter ein Auge geworfen. Doch die drei Monate währenden Übernahmeverhandlungen mit Freeserve, dem größten britschen Internetanbieter, sind bis heute ergebnislos verlaufen.
Ya.com hat derzeit 2,3 Millionen Kunden, 400.000 davon sind fest registriert – und ein enormes Potenzial. „Spanien verfügt über die fünftgrößte Bevölkerung in Europa und gleichzeitig noch über eine vergleichsweise geringe Internet-Penetration“, freute sich Telekom-Chef Ron Sommer über den Deal. Seit der Gründung vor gut einem Jahr hat Ya.com 74 Millionen Seitenzugriffe registiert.
Anfang des Jahres ist das spanische Unternehmen auch auf dem portugiesischen Markt eingestiegen. Dort haben seitdem 24 Millionen Kunden Ya.com-Seiten aufgerufen. Möglicherweise plant T-Online mittelfristig von der Iberischen Halbinsel aus den Sprung über den Atlantik in Richtung lateinamerikanische Märkte. „Spanisch und Portugiesisch sind ja die Sprachen, die man in Lateinamerika spricht“, bestätigte ein T-Online-Sprecher gestern gegenüber der taz diese Möglichkeit. T-Online-Chef Detlev Buchal nannte letzten Donnerstag indes „Italien, Großbritannien und Spanien“ als die wichtigsten neuen Märkte.
Gemeinsam mit den Kunden in Frankreich, Österreich sowie mit den erwarteten Neukunden, die demnächst in der Schweiz geworben werden sollen, kommt T-Online nun auf 6,4 Millionen Nutzer, die über die Provider-Gruppe ins Internet kommen, sowie über zwei Millionen weitere Nutzer. Theoretisch haben durch den spanischen Zukauf 53 Prozent der EU-Bevölkerung die Möglichkeit, auf T-Online zuzugreifen. KATHARINA KOUFEN
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