: Helfer evakuiert
Vereinte Nationen ziehen Mitarbeiter aus Westtimor ab. Sicherheitsrat fordert Entwaffnung der Milizen
DILI/JAKARTA dpa/ap/taz ■ Einen Tag nach der Ermordung von mindestens drei ausländischen UN-Mitarbeitern durch proindonesische Milizen sind gestern alle internationalen Helfer aus dem indonesischen Westtimor evakuiert worden. Nach UN-Angaben wurden über hundert Mitarbeiter und Helfer internationaler Organisationen aus der Hauptstadt Kupang und der Grenzstadt Atambua mit einem Autokonvoi sowie Hubschraubern und Flugzeugen nach Osttimor sowie auf die Insel Bali gebracht. Derweil wurden 15 Verdächtige festgenommen, die mit den Morden in Verbindung gebracht werden.
Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) wurden die drei Angestellten aus den USA, Kroatien und Äthiopien mit Macheten getötet und ihre Leichen dann angezündet. Ein vierter Mitarbeiter wurde gestern noch vermisst. Beim Angriff der etwa 5.000 Milizionäre auf das UNHCR-Büro am Mittwoch in Atambua seien auch zwei Einheimische ums Leben gekommen, sagte gestern Indonesiens Minister für die Koordination von Politik und Sicherheit, Susilo Bambang Yudhoyono, in Jakarta.
Der Leiter des UN-Büros in Atambua sagte, er habe schon lange gewusst, dass er und seine Mitarbeiter eine Zielscheibe der proindonesischen Kämpfer seien. Er habe daher die indonesischen Streitkräfte um Schutz gebeten. „Wir dachten, wir hätten angemessene Vorkehrungen getroffen“, sagte Alias Bin Ahmad. Augenzeugen berichteten, indonesische Sicherheitskräfte hätten tatenlos zugesehen, als die Menschenmenge das UNHCR-Gebäude stürmte und in Brand setzte. Es war das erste Mal, dass zivile UN-Mitarbeiter auf der geteilten Insel Timor getötet wurden. Das UNHCR versorgte in Westtimor über 90.000 Flüchtlinge mit Lebensmitteln.
In New York verurteilte der Weltsicherheitsrat auf einer Dringlichkeitssitzung den Anschlag auf das Schärfste. Er forderte die Regierung in Jakarta auf, die Milizionäre zu entwaffnen. Kritiker werfen der Regierung vor, die Milizen würden von Teilen der indonesischen Armee unterstützt. Indonesiens Präsident Abdurrahman Wahid versprach am Rande des UN-Millenniumsgipfel in New York, „den Schuldigen zu finden“.
Die proindonesischen Milizen waren vor einem Jahr von Osttimor in die Westhälfte der Insel gezogen, nachdem im Osten in Folge ihres Terrors gegen die Zivilbevölkerung eine internationale Eingreiftruppe gelandet war. HAN
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