piwik no script img

Und sinkt und sinkt und sinkt ...

Neuer Rekord beim Euro: Gestern landete der Kurs wieder einmal bei einem neuen Tiefstand. Nicht einmal Bundeskanzler Schröder konnte das verhindern

FRANKFURT rtr/dpa ■ Der Kurs des Euro ist gestern erneut auf ein Allzeit-Tief gesackt. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzwert auf 0,8676 Dollar fest – fast anderthalb Cents weniger als am Mittwoch. Der Dollar kostete damit 2,2542 Mark.

Analysten hielten ein weiteres Absinken des Euro für möglich. Der weitere Eurosinkflug berührte den gestrigen Aktienhandel kaum. Der schwache Kurs heize den Export an, begründete ein Analyst die Haltung der Anleger. Ein erhöhter Export sei gut für die deutschen Unternehmen, so dass sich die Anleger keine Sorgen machten.

Führende europäische Politiker hatten mit diversen Aussagen versucht, dem Kurs Rückendeckung zu geben. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hatte in New York die Euro-Schwäche als „nicht schön“ bezeichnet, gleichzeitig aber erklärt, dass der gegenwärtig niedrige Euro-Kurs die wahre Wirtschaftskraft Deutschlands und Europas nicht widerspiegele. Dieter Hundt, Präsident der deutschen Arbeitgeberverbände, äußerte die Hoffnung, dass der Euro wieder anziehen werde, warnte zugleich aber vor Panik. Die EU-Kommission ließ verlauten, dass der derzeitige Kurs nicht angemessen sei. Derlei Äußerungen gaben dem Euro tatsächlich etwas Auftrieb, konnten die Tendenz aber nicht umkehren.

Eine weitere Talfahrt des Euro hielt der Chefvolkswirt der Hypovereinsbank, Martin Hüfner, hingegen für gut möglich. „Die Märkte pendeln sich aus, ich würde mich nicht wundern, wenn der Euro weiter in Richtung 0,80 Dollar runtergeht.“ Für ihn sei unstrittig, dass sich die europäische Währung entsprechend der ökonomischen Stärke der EU erholen dürfte.

Nach Einschätzung von Joachim Scheide vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel werde sich der Wachstumsunterschied zwischen den USA und dem europäischen Wirtschaftsraum jedoch nicht verringern. Für die aktuelle Euro-Schwäche nannte er vor allem zwei Gründe: Erstens bestehe nach wie vor ein Unterschied bei den Zinsen in den USA und Euro-Land. Zweitens habe sich die Konjunktur in den USA robuster erwiesen als erwartet. Zwar deute sich jetzt ein Abschwächung an, dies sei aber auch in der Euro-Zone nicht ausgeschlossen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen