: Rollende Aufklärung
■ Das B-Movie auf der Spur der sowjetischen Filmpioniere Vertov und Medvetkin
„Deshalb haben die Menschen die Filmkamera erfunden“, heißt es in Im Land der Kinoveteranen gleich zu Beginn aus dem Off, „um nicht zu vergessen, was geschieht und was in Zukunft zu berücksichtigen ist.“
Auf den Spuren des sowjetischen Kollegen Dziga Vertov reisten die Filmemacher Thomas Tode und Ale Munoz in die vergehende Sowjetunion, und sprachen mit Experten und Zeitgenossen Vertovs. Nicht, weil sie das mitsamt ihres Teams per Zug taten, läuft ihr Film jetzt in der Reihe „Zug Filme“ – wir hören vielmehr, dass Vertov den Zug als revolutionäre Metapher liebte: „Die Schwungräder übertragen die Kraft der Lokomotive und setzen den Zug mehr und mehr in Bewegung.“
Mit den „rollenden Regierungen“ zug Vertov Anfang der 20er-Jahre durch die befreiten Gebiete, den kaum alphabetisierten Bewohnern die Revolution beizubringen. Eine Welt, von der Eisenstein allenfalls träumen machte, habe einzig der formal mindestens ebenso brillante Vertov gezeigt, so der Franzose Chris Marker, den Tode und Munoz in Moskau antrafen – und dessen eigener Agit-Kino-Zug-Tribut Le Train en marche von 1971 das schöne Programm abrundet.
Alexander Diehl
Le train en marche, Im Land der Kinoveteranen, Sonntag, 11 Uhr in Anwesenheit von Thomas Tode und Kameramann Rasmus Gerlach; Freitag, 22.9., 20 Uhr, B-Movie; im Rahmen der Reihe Zug Filme läuft außerdem der Miss Marple-Klassiker 16 Uhr 50 ab Paddington: Sonnabend und Sonntag, jeweils 20.30 Uhr, B-Movie
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