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Cinemaxx will Bremerhaven nicht

■ Bremerhaven will mit neuer „XXL“-Broschüre Investoren aufschrecken / Großkino-Betreiber Flebbe will nicht mehr

Zu Zeiten von Jürg Köllmann gab es dickleibige Bände mit schönen Fotos und Planskizzen für den „Ocean Park“. Im Vergleich dazu nimmt sich die 29,5 x 42-Zentimeter große Broschüre des Bremerhavener Oberbürgermeisters Jörg Schulz recht bescheiden aus, mit der nun Investoren und Betreiber für den Ocean Park angelockt werden sollen. Schulz hatte Anfang des Jahres angekündigt, er wolle nach dem Scheitern des Frankfurter Projektentwicklers nun höchstpersönlich Investoren und Betreiber für das für Bremerhaven wichtige Projekt suchen. Erfolge gibt es bisher nicht zu melden, daher die neue Broschüre: Sie wird breit in der Republik herumsgeschickt werden und wird „auswärtige Investoren und Betreiber auf den Ocean Park aufmerksam machen“. Offenbar geht man in Bremerhaven davon aus, dass die Köllmann-Projektentwickler nur nicht die richtigen Kontakte hatten.

Die großspurige Rhetorik hat Schulz von den Frankfurtern übernommen. „XXL-Format“ habe die Broschüre mit ihren 42 Zentimetern, lobt die Pressestelle des Ma-gistrats ihr Druckwerk, sie habe einen „riesigen tiefblauen Umschlag“ und enthalte „alle wichtigen Infos“ für die Investoren. Da es aber noch keinen städtebaulichen Rahmenplan gibt, beschränkt sich das schmale Druckwerk auf einen „sehr groben Nutzungszuschnitt“, der je nach Investorenwünschen auch so oder ganz anders aussehen könne, wie gleich relativiert wird – nichts genaues weiß man offenbar nicht.

Um so größer sind die Hoffnungen: „Bremerhavens Zukunft hat begonnen“ verheißt die Broschüre, und wer das nicht glaubt, kann sich mit einem Blick auf ein Luft-Bild vom bunten Sail-Treiben überzeugen lassen. Die XXL-Broschüre solle „dokumentieren, dass es mit dem Ocean Park weitergeht, diesmal unter städtischer Regie“, teilt die Pressestelle des Magistrats mit und zitiert den OB: „Außerhalb Bremerhavens ist oft der Eindruck entstanden, das Projekt sei gescheitert. Das ist falsch.“

Ein potentieller Partner kannte den Ort und die großen Pläne und hat Bremerhavens OB kurz vor Erscheinen der Broschüre eine Absage zukommen lassen: Die Flebbe-Gruppe hat mitgteteilt, sie habe angesichts der Lage auf dem Großkino-Markt doch kein Interesse an einer Investition in Bremerhaven. „Dramatische Einbrüche bei den Erlösen“ gebe es bei den Großkinos, kommentierte Schulz die Lage des abgesprungenen Investors. Der wird von diesen drastischen Worten kaum begeistert sein.

Gleichzeitig stellt Schulz fest, man verhandele nun eben mit einem anderen Interessenten über das geplante Großkino.

K.W.

s.a. www.bean-bremerhaven.de

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