: Samson und Roberto
■ Abgeschlafft mit Birnensaft: Der Norweger Ingvar Ambjörnsen ist nun auch als Kinderbuchautor in die Spur gegangen
Der in Hamburg lebende norwegische Schrifsteller Ingvar Ambjörnsen ist nicht gerade ein Autor, der sich alle Jubeljahre unter größten Mühen ein Buch abringt. Stattdessen treibt ihn sein Faible für Serien und Folgen an, etwa bei der mittlerweile abschlossenen Elling-Story oder der mehrteiligen Jugendbuchreihe Peter und der Prof. Nun hat Ambjörnsen sich auf ein weiteres Gebiet begeben, das Kinderbuch. Auch diese Sache ist angelegt als Serie.
Die Ausgangslage der Geschichte ist nicht weiter kompliziert: Ein Hund und ein Kater wohnen in einer elendigen Hütte. Der Hund mit Namen Samson ist hässlich, der Kater Roberto müde, der Esstisch leer, und auch sonst ist die Stimmung drückend in ihrem Heim am Rande der Stadt, „wo die Sonne sich so gut wie niemals blicken lässt, und wo brauner Rauch aus den Fabrikschloten quillt“, wie es in den ersten Zeilen wenig aufmunternd heißt. So vergehen die Tage, die Nächte dazu.
Doch – wir sind in einem Kinderbuch – das wird natürlich nicht so bleiben. Der Postbote klingelt und verkündet dem Hund eine Erbschaft: eine Pension am Fjord. Der Postbote ist übrigens ein Schwein. Natürlich ist die Pension eine Bruchbude, natürlich hat seit Ewigkeiten kein Gast sich in eines der schwer wurmstichigen Betten gelegt, aber als sie all das feststellen, sind die beiden Freunde schon vor Ort.
Ansonsten gibt es alles, was Kinder beschäftigt: Bettlakengespens-ter, Wutanfälle, Hunger, Durst. Und die entsprechende Auflösung: Der Durst wird gestillt, der Magen gefüllt, die Wutanfälle verfliegen alsbald, und das Bettlakengespenst wird enttarnt und gezähmt.
Im zweiten Band hat man sich dann schon häuslich eingerichtet. Es zieht nicht mehr durch die Fens-ter, keine Türen klappern, neue Freunde haben sich eingefunden, und Samson und Roberto beherbergen einen merkwürdigen Dauergast, eine Pute. Die Pute ist übrigens eine Lehrerin.
Doch mit der Ruhe in der Pension Fjordlicht könnte es bald vorbei sein: Es naht ein Auftritt der Krähen-Punkband „Die toten Tauben“ mit ihren Hits „Abgeschlafft mit Birnensaft“ und „Du bezahlst“. Besonders letzterer Titel lässt für unsere frischgebackenen Hoteliers natürlich nichts Gutes erwarten.
Ambjörnsen entwirft diese Szenerien mit gewohnt leichter Hand. Er verzichtet wohltuend auf jede pädagogische Absichtserklärung, vermeidet Niedlichkeiten und Geschnörkel. So pflegt er auch diesmal seinen lockeren, aber zielstrebigen Stil, der mit wenigen Worten komplexe Themen wie „Liebe spüren“, „Angst haben“ oder „von der Raupe zum Insekt reifen“ auf den Punkt bringt. Das gefällt, denn wozu ausschweifend werden, wenn es auch prägnant geht? Die Vorlesenden sind übrigens meist Erwachsene. Frank Keil
Ingvar Ambjörnsen: Aber wir müssen doch keine Angst haben, oder? Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs Carlsen, Hamburg 103 Seiten, 22 Mark; Ders.: Und DAS soll Musik sein? Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs Carlsen, Hamburg 103 Seiten, 22 Mark
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