: das jüdische museum
Ken Gorbey füllt den leeren Libeskind-Bau
Zuerst gab es jahrelang Diskussionen – dann wurde es ein Riesenerfolg: Schon das noch leere Jüdische Museum des amerikanischen Architekten Daniel Libeskind in Berlin-Kreuzberg ist zu einem weltweit bekannten Publikumsmagnet in der Hauptstadt geworden. Seit der Eröffnung im Februar vergangenen Jahres haben über 230.000 Besucher den silbernen 118-Millionen-Bau besucht, der entfernt an einen zerborstenen Stein erinnert. Und das, obwohl auf 5.700 Quadratmeter Ausstellungsfläche schlicht nichts zu sehen ist.
Erst ab September 2001 soll erstmals eine Ausstellung zu bestaunen sein. Immer wieder rauschen durch die Presse Befürchtungen, das Museum könnte nicht genug Exponate finden, die Ausstellung drohe das Judentum nur als Folklore zu beleuchten, eine weitere Holocaust-Gedenkstätte werde entstehen und das sensible Thema könnte in einer Multimedia-Show Schaden nehmen.
Der Vizedirektor Tom Freudenheim nahm Ende Juni seinen Hut – „aus persönlichen Gründen“, wie es offiziell hieß. Immer wieder ab kamen Gerüchte auf, dem Weggang lägen in Wirklichkeit erhebliche Differenzen zwischen Freudenheim und dem Museumschef, dem früheren US-Finanzminister Michael Blumenthal, zugrunde.
Nun soll der 1942 in Neuseeland geborene Ken Gorbey das Renommierprojekt voranbringen. Der Anthropologe und Archäologe hat sich vor allem als Ausstellungsmacher des neuseeländischen Nationalmuseums „Te Papa“ einen Namen gemacht. Es hat 320 Millionen Mark gekostet und bietet eine Ausstellungsfläche von 15.000 Quadratmetern. Als Berater war Gorbey unter anderem für das Museum von Melbourne, das Australische Museum und das Nationale Museum von Australien tätig.
Der Kreuzberger Bau soll das größte Jüdische Museum Europas werden und will die Geschichte der Juden in Deutschland von der Römerzeit bis zur Gegenwart erzählen. Gorbey ist weder Jude noch Judaist oder Historiker, traut sich und seinen 80 Mitarbeitern aber diese Aufgabe zu. Das Jüdische Museum erhält dieses Jahr 18 Millionen Mark vom Land – ab Januar, wenn es in die Obhut des Bundes übergeht, sollen es jährlich 24 Millionen sein. GES
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