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DIE STÜTZUNGSKÄUFE DER EUROPÄISCHEN ZENTRALBANK SIND FALSCHZweifelhafte Hilfe

Dem Spiel der Kräfte freien Lauf zu lassen, liegt im Trend – auch auf den Devisenmärkten. Wer plötzlich gegen diesen Trend handelt, weckt Misstrauen. Deshalb ist die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), Euro zu kaufen, falsch.

Gewiss, dahinter steckt ein Kalkül, das zunächst einleuchtet: Wird das Euro-Angebot knapper, steigt dessen Preis, also sein Kurs. Doch wird die Nachfrage nur kurzfristig steigen – denn Währungen sind Spekulationsobjekte: Sobald das Gerücht laut wird, die Zentralbank werde zur Stützung des Euros aktiv, kaufen viele Devisenhändler schnell noch billig ein paar Millionen Euro. Schließlich scheint nun eine Erholung zumindest wahrscheinlich. Das treibt den Kurs tatsächlich nach oben – und dann werden die Zockermoneten genauso schnell wieder verkauft. Wer zehn Millionen Euro kauft, heimst bei einer Kurssteigerung von zwei Cents auf diese Weise 400.000 Mark ein. Weil die Käufer jedoch nur auf den Spekulationsgewinn setzen, ändert sich für den Euro nichts.

Sicherlich, Interventionen können als vertrauensbildende Maßnahmen fungieren. Kauft ihr ruhig Euros – wir tun was gegen die Schwäche, lautet dann die EZB-Botschaft an die Devisenhändler. Die kann jedoch auch genau andersherum gedeutet werden – als Akt der Verzweiflung. Eine nahe liegende Interpretation, denn monatelang haben sich die Währungshüter immer wieder gegen eine Intervention ausgesprochen, die Krise schöngeredet und betont, sie könnten sowieso nur im Einklang mit den USA und mit Japan handeln. Und jetzt plötzlich doch eine Intervention im Alleingang. Viele werden das als Eingeständnis werten, dass weder die schönen Worte noch die Zinserhöhungen geholfen haben.

Interveniert hat die EZB schon einmal, 1999 – und trotzdem ging es weiter stetig bergab mit dem Euro. Die Währungshüter sind sich dessen durchaus bewusst und betonen, es handle sich gar nicht „um eine Intervention“ – sondern um einen „normalen Vorgang der Zentralbank“. Doch es ist mehr als zweifelhaft, dass dieser „Vorgang“ den Euro tatsächlich stützen wird. KATHARINA KOUFEN

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